Züchterportrait der Schulte's

 

Jochen, Jan und Steffen Schulte, Emsdetten

 

Nachdem ich vor knapp 30 Jahren die Vogelzucht (Kanarien) aufgegeben habe, hat mich bzw. unsere Kinder der "Virus" vor 5 Jahren wieder gepackt. Durch einige wenige Kontakte, die ich und nach und nach auch meine Kinder immer noch zu den ehemaligen Kollegen im Verein Farbenpracht Emsdetten aufrecht hielten, war dieses Hobby nie so richtig zu den Akten gelegt worden.Als uns dann einige Kanarienvögel geschenkt wurden, musste natürlich eine Außenvoliere mit einem kleinen Innenstall her, um dann auch unter guten Bedingungen eventuell einige Jungvögel groß ziehen zu können. Der Erfolg ließ dann im Jahr 2003 nicht lange auf sich warten und wir hatten zum Ende der Zuchtsaison 2003 acht Kanarienjungvögel.In dem Jahr hatten wir sehr viele Ausstellungen besucht, um uns über die damalige Vielfalt der Vogelzucht zu informieren, sowie auch letztendlich einen Fokus für die zukünftige Zuchtrichtung zu finden.Gelandet sind wir in 2004 bei den Cardueliden, wie Maskengimpel, Bart- und Magellanzeisige. Hierzu muss ich sagen, dass uns ein guter Freund (Udo Preckler) sowie Paul Pleimann und Peter Frey sehr geholfen und unterstützt haben. Durch weitere Kontaktaufnahme zu ICC-Mitgliedern, Internetrecherchen, Fachliteratur und natürlich die (Wieder-)Aufnahme im Januar 2004 in den Verein Farbenpracht, hatten wir zunächst sehr viel Fachwissen sammeln können um anschließend, soweit möglich die Vögel auch artgerecht zu pflegen und unterzubringen.Mein ältester Sohn Jan ist zeitgleich in den Verein eingetreten und hat sich auf die relativ leicht zu pflegenden Bartzeisige konzentriert und sich hier mit seinem Bruder Steffen sehr intensiv um das eine Pärchen gekümmert. Übrigens wurde Jan mit einem seiner Jungvögel (1,0 Bartzeisig) gleich im ersten Jahr (2004) mit einem Weltmeistertitel und DM Titel belohnt. Sicherlich war einiges an Glück im Spiel, eine gute Pflege und natürlich das richtige Zuchtpaar die Hauptursache. Mittlerweile sind wir alle im Vogelverein organisiert und arbeiten auch aktiv im ICC Waldvogelstammtisch Neuenkirchen mit. Heute, 2008 haben wir alle unsere Richtungen gefunden und beherbergen nur 3 Arten Cardueliden in unseren Volieren.

Bei mir waren die Maskengimpel von Anfang an immer gesetzt, obwohl ich in 5 Jahren sehr viel leidvolle Erfahrungen mit diesen zutraulichen aber nicht einfach zu ziehenden Vögeln hatte, die mir damals Udo Preckler empfohlen hatte. Nebenbei bemerkt, da war es noch einfach einen Maskengimpel zu kaufen doch heute gibt es in Deutschland gerade mal nur noch etwa 100 Zuchtpaare. Zwischendurch hatte ich für 2 Jahre zusätzlich Trauerzeisige, habe diese aber aufgrund dessen, dass wir nur 3 Arten Cardueliden halten wollten/konnten zugunsten der Kinder auf die vierte Art wieder verzichtet. Jan hatte bisher nur Bartzeisige und wird sicherlich auch in den nächsten Jahren dabei bleiben, zumal er aus meiner Sicht bislang das richtige Händchen für diese sehr schönen, teilweise lebhaften Vögel hatte.Nachdem Steffen es vor 3 Jahren mit einem Paar Magellanzeisigen vergeblich versucht hatte, konnte er letztes Jahr erfolgreich mit 2 bzw. 3 Paaren Fichtenzeisigen züchten und hatte am Ende der Saison 9 Jungvögel (leider 8,1) groß. In diesem Jahr scheint es nahezu perfekt zu klappen was ich darauf zurückführe, dass er sich sehr viel mit der Fütterung und Beobachtung der Tiere beschäftigt hat und alles dokumentiert. Ähnlich wie bei den Maskengimpeln gibt es von den Fichtenzeisigen nur noch sehr wenige Zuchtpaare in Deutschland (unsere Schätzung beläuft sich auf max. 30 Paare) so dass auch hier gilt, Austausch unter Züchtern und Aufbau von Stämmen.Unterm Strich ist unsere Linie jetzt seit längerem klar, so dass wir an den Maskengimpeln, Bartzeisigen und Fichtenzeisigen festhalten werden und versuchen uns von den vielen Reizen die andere Vogelarten sicherlich auch noch bieten nicht beeinflussen zu lassen. Denn das ist m.e. immer die Gefahr bei jedem Vogelzüchter: Oh, diese Art könnte ich auch noch in meinem Bestand aufnehmen, Platz werde ich schon irgendwie dafür schaffen. Oft genug gehört und gesehen, leider auch schon bei uns selbst, doch ich meine man sollte hier konsequent bleiben, denn schnell können die Vögel darunter leiden und die Zuchterfolge in zu stark besetzten Volieren sind wie jeder weiß nur mäßig. Da die Haltung und Fütterung unserer Cardueliden sehr detailliert auf unserer Internetseite beschrieben ist möchte ich hier nur kurz darauf eingehen. Wie jeder verrückte Vogelzüchter haben auch wir eine eigene Truhe und einen Kühlschrank für die verschiedensten Leckereien unserer Vögel. Zu nennen ist da halbreife Silberhirse, feste und lockere rote Kolbenhirse, Mädesüß, Beifuss, Nachtkerzen, Löwenzahnköpfe, Hühnerhirse sowie Vogelmiere und Chicoree die/der immer einige Tage im Kühlschrank frisch gehalten werden kann. Vor Zuchtbeginn starten wir als warm up mit Keimfutter (Zeisig und Gimpel von Blattner gemischt), wenige frisch gehäutete Mehlwürmer (werden nicht nur von den Masken sondern auch von teilweise von den Fichten genommen) und alles Grünfutter was die Natur im Frühjahr bietet. Meistens beschränkt sich das jedoch auf Vogelmiere. Als Eifutter verwenden wir seit 2 Jahren sehr erfolgreich von Orlux Gold Patee gelb, welches auch gerne von den Maskengimpeln gefressen wird. Ansonsten wird bei uns 3x täglich in kleinen Portionen gefüttert so dass für die Jungenaufzucht normalerweise immer etwas frisches zur Verfügung steht. Der Vorteil ist bei uns sicherlich, dass Jan und Steffen i.d.R. mittags zu Hause sind und sozusagen die Hauptmahlzeit geben können. Im Bedarfsfall springt aber auch jederzeit meine Frau Christiane ein wenn wir mal keine Möglichkeit zur Fütterung haben. Mit diesem, aber doch sehr zeitaufwendigem Fütterungsrythmus, versuchen wir halt jedes Jahr auf's Neue eine gute Zuchtsaison zu erzielen. Aber alle Vogelzüchter wissen es, Freud und Leid ist in der Vogelzucht oftmals sehr sehr nahe beieinander.Unsere überdachten Aussenvolieren haben insgesamt eine länge von 12 m (zwischen 2 und 3m tief) und sind wenn erforderlich über zwei Innenvolieren, vollständig miteinander zu verbinden, was wir immer in den Wintermonaten nutzen. Für die Zuchtsaison wird diese aber in 7 Teilvolieren unterteilt um möglichst Paarzucht zu gewährleisten. Darüber hinaus haben wir noch 4 Zuchtboxen mit den Maßen 120cm x 50cm x 50cm in denen Jan und Steffen in diesem Jahr zusätzlich je 2 Paare Bartzeisige und Fichtenzeisige angesetzt haben. Allerdings haben wir die meisten Zuchtpaare immer in den Aussenvolieren da sich hier die Vögel viel besser entfalten können, die Beobachtungen höchst interessant bzw. spannend sind und i.d.R. dort wesentlich besser zur Brut schreiten, trotz teilweise Vergesellschaftung mit anderen Arten. Bei der Zusammensetzung in den Aussenvolieren haben wir bisher festgestellt, Maskengimpel mit Bartzeisig vertragen sich am besten, schlechtere Erfahrungen haben wir mit Maskengimpel und Fichtenzeisig, bzw. der Kombination Bartzeisig und Fichtenzeisig gemacht.Über unsere Einstellung zur Vogelzucht könnten wir vieles schreiben, um aber den Rahmen hier nicht zu sprengen, möchte ich mich hier nur auf 2 wesentliche Punkte beschränken. Allen voran können wir uns nur der Grundeinstellung von Robert Löffler und anderen Gleichgesinnten anschliessen: Wer sich zur Vogelzucht entscheidet, sollte bemüht sein ein Maximum an Einsatz zu bringen (Zitat aus dem Züchterportrait von Robert Löffler), denn das sog. Min-Max-Prinzip funktioniert in der Vogelzucht mit 100%iger Sicherheit nicht. Natürlich ist es nicht immer einfach, sich täglich wieder auf's Neue zu motivieren, um z.B. Grünfutter zu holen, Löwenzahnköpfe sammeln und einfrieren (furchtbare Arbeit), frische Zweige zur Verfügung stellen, wöchentlich Volieren zu säubern usw., vor allen dann nicht wenn es mal wieder Rückschläge wie häufig bei der Maskengimpelzucht gibt. Doch normalerweise sieht man dann dennoch am Zuchtsaisonende den Lohn der Arbeit.Der zweite Punkt, der mir und auch meiner Frau besonders wichtig ist, ist dass unsere Kinder seit 5 bzw. 3 Jahren mit hoher Begeisterung auch diesem Hobby nachgehen. Sicherlich ist für Sie neben dem Erfolg Jungvögel auf die Stange gebracht zu haben auch die Wertschätzung und Anerkennung der Erwachsenen Züchter im Bezug auf ihr bisher erlangtes Wissen und der Zuchterfolge, stets Ansporn und Motivation für Sie gewesen an diesem Hobby weiter festzuhalten. Daher kann ich nur alle Zuchtkollegen bitten, versucht die wenigen jugendlichen Züchter oder auch Neueinsteiger mit Rat und Tat zu unterstützen denn ohne Nachwuchs und Preisgabe von sog. Züchtergeheimnissen wird unser Hobby irgendwann einmal aussterben und somit auch die teilweise seltenen Arten, die wir hier in Deutschland derzeit noch halten.

Mit besten Grüßen aus dem Münsterland

Jochen, Jan und Steffen