Trauerzeisig
Der Trauerzeisig ( Spinus tristis )
Karl Biedermann
Der Trauerzeisig ist in Kanada-USA bis Mexiko beheimatet und kommt in vier Unterarten vor. Die Vögel der nördlicheren Region ( Kanada ) sind in der Brutzeit cremegelb, wogegen die Vögel der südlichen Regionen ( Kalifornien u. Mexiko ) ein dunkleres gelb aufweisen.
Bei einem Züchterfreund in Dänemark habe ich die Vögel zum ersten mal gesehen und diese Vögel haben mich so fasziniert, dass ich mich entschloss, nach Möglichkeit auch Trauerzeisige anzuschaffen. Nach längerem suchen in allen Fachzeitschriften wurde ich dann auch fündig. Im Oktober 1998 kam ich dann in den Besitz von 3.4 Trauerzeisigen. Der Züchter hat mir die Vögel persönlich überbracht. Es waren sehr schöne und gesunde Tiere. Verschiedene Sämereien wurden mir in verdankenswerter Weise mitgeliefert u.a. Rainfarn,Beifuss, Schafgarbe, Ampfer, Mädesüss, Wiesenkopf, verschiedene Knöterich, Stachellattich u. Brennessel trocken. Im Gespräch mit dem Züchter über die Fütterung der Trauerzeisige, wurde mir dann bewußt, was mich fütterungsmäßig erwartetete, um eine erfolgreiche Zucht machen zu können und Jung-vögel auf die Stange zu bringen.
Die Vögel wurden paarweise in der ungeheizten Gartenvoliere mit Innenraum untergebracht. Im Innenraum ist es frostfrei, so ca. 2 - 5 °C in der kältesten Zeit. Die Vögel gingen aber auch bei großer Kälte immer in die Aussenvoliere und waren sehr lebendig. Die 5 Volieren wurden besetzt, abwechslungsweise mit Trauerzeisigen/Schwarzzeisigen/Trauerzeisigen, also keine gleichen Arten direkt nebeneinander. Ende Januar wurden die ersten Hähne langsam gelb und der Schnabel verfärbte sich auch rot-gelb. Das Singen steigerte sich auch und die Vögel sangen mehr und mehr.
Der Trauerzeisighahn ist in der Brutzeit ein sehr schön gefärbter Vogel. Der Hahn wird ganz goldgelb, mit schwarzer Kappe, die Flügel schwarz-braun mit weissen Streifen. Das verfärben des Schnabels zeigt deutlich die Brutstimmung an. Die Umfärbung von der Ruhezeit in die Brutzeit vollzieht sich ohne Federwechsel, nur im Herbst kommt es zu einer richtigen Mauser mit Federwechsel. In der Umfärbezeit und auch in der Herbstmauser müssen die Vögel sehr abwechslungsreich mit halbreifen Sämereien versorgt werden.
Durch das Versagen der Lichtschaltuhr, hat sich ein Hahn am Kopf verletzt und ist leider eingegangen. Durch ein zufälliges Telefongespräch mit einem Züchterkollegen kam ich dann in den Besitz eines neuen Hahns, allerdings mit Jahrgang 1993. Zu erwähnen ist, der Hahn wurde mir gratis abgegeben, bei Gelegenheit werde ich mich nach seinem Wunsch mit einem Schwarzzeisig revanchieren.
Nun kam die spannende Zeit des Zuchtbeginns, mußte mich aber gedulden bis anfang Juni. Die Hähne waren nun im schönsten Brutkleid und auch die Weibchen hatten einen rot-gelben Schnabel, ein Zeichen, dass auch sie in Vrutstimmung waren. Die Hähne sangen nun sehr intensiv und jagten die Weibchen auch sehr oft. Nun wurde von zwei Weibchen Nistmaterial herumgetragen und sie suchten einen geeigneten Nistplatz. Das eine Weibchen hat ein eingehängtes Kaisernest angenommen, ( mit Tannenreisig kaschiert ) und in drei Tagen war das Nest fertig. Das zweite Weibchen hat kein Körbchen beachtet, aber immer wieder Nistmaterial herumgeschleppt. Ich habe beobachtet, dass es mit Nistmaterial immer die gleiche Ecke in der Voliere anflog. Dort hatte ich nun einen Busch mit Kiefernzweigen plaziert und siehe da, in 3 Tagen war das frei im Gebüsch gemachte Nest auch fertig.
Nun die Spannung, sind die Eier befruchtet ??? Zu meiner großen freude sind nach 13 Tagen in beiden Nestern 3 Jungvögel. Das eine Paar mit dem alten Hahn hat die Jungen sehr gut gefüttert und sie entwickelten sich prächtig. Sie haben sich auch nicht stören lassen, dass in der Nebenvoliere auch Schwarzzeige großgezogen wurden. Nach 8 Tagen wurden die Jungen beringt mit 2,7 mm. Die Beringung darf erst erfolgen, wenn die Jungen den Kot auf den Nestrand absetzen. Die Altvögel tragen den Kot aus dem Nest, wenn aber die Jungen den Kot auf den Nestrand absetzen, wird das innere nicht mehr nach Kot abgesucht und der Ring wird nicht als Fremdkörper angesehen und samt dem Jungvogel aus dem Nest geschmissen.
Das zweite Paar hat die Jungvögel sehr schlecht gefüttert und nach ca. 8 Tagen waren alle tot. Eine zweite Brut wurde von diesem Paar nicht mehr gemacht. Die anderen Jungvögel sind nach ca. 17 Tagen aus dem Nest ausgestiegen, haben sich aber immer im Gezweig beim Nest aufge-halten und wurden vom Weibchen gefüttert. Nach weiteren 7 Tagen waren sie das erste Mal mit den Altvögeln am Futternapf.
Nun wurde das Weibchen vom Hahn wieder gejagt und bald war neben dem alten Nest ein neues gebaut. Wieder wurden 4 Eier gelegt und bebrütet. Das Weibchen kam noch vom Nest um die Jungen zu füttern, der alte Herr hat sich da nicht beteiligt.
Beim Schlupf der 2. Brut waren die 1.Jungvögel selbständig. Wieder waren 4 Junge geschlüpft und wurden vom Weibchen gut versorgt. Der Kleinste dieser Brut war aber nach 3 Tagen tot, die 3 größeren Geschwister haben ihm zu wenig Futter gegönnt.
Nach 2 Wochen hat der Hahn das Weibchen wieder sehr stark gejagt und dabei die Jungvögel aus der ersten Brut nicht verschont, so dass ichihn entfernte. Die Jungen wurden vom Weibchen problemlos aufge-zogen. Eine dritte Brut habe ich nicht mehr machen lassen.
Übrigens, das dritte Paar hat keine Anstalten getroffen, um ein Nest zu bauen. Ich hoffe im Frühjahr 2000 wird ihnen dann etwas in den Sinn kommen.??
Zur Fütterung:
Es wird nur soviel Futter gereicht, dass alle Samen aufgefressen werden. Gibt man zu viel Futter, so fressen die Vögel nur was ihnen passt, was eine einseitige Ernährung und dann gesundheitliche Probleme gibt.
Grundfutter:
Zeisig 1 A von Blattner, pro Woche einmal wenig Negersaat und Perilla oder Nachtkerze und Blaumohn.
Im Winter 2x wöchentlich geschälte Sonnenblumen, pro Vogel drei Kerne. 1x pro Woche ein Multivitamin. 1 Blatt Chicoree( Brüssler ) auf 4 Vögel. Alle 14 Tage wenig Rainfarn getrocknet oder eingefrostete Nachtkerze
Zur Aufzucht:
zusätzlich Keimfutter ( Neger u. Salatsamen ), Mischung von Blattner, Aufzuchtfutter Spinus.
Grünfutter:
Löwenzahnblätter, Beinwell, Chicoree, das ganze Jahr je nach Saison: Reinfarn, Beifuss, Schafgarbe, Mädesüss, Wiesenbocksbart, verschiedene Knöterich, Brennesselsamen, Löwenzahnköpfe, Ampfer, etc.
Nicht zu vergessen ist Futterkalk und Claus-Taubenstein zur freien Verfügung. Badewasser täglich frisch ist ja wohl selbstverständlich.
Ein Trauerzeisig ist wie alle Zeisige ein anspruchsvoller Vogel, er entschädigt sich aber mit seinem schönen Gesang vom Frühjahr bis in den Herbst. Für die Haltung dieses schönen Zeisigs setze ich eine gewisse Erfahrung mit Zeisigen voraus. Als Vogel für Anfänger ist er nicgt zu empfehlen. Leider ist dieser Vogel sehr teuer und in der schweiz sehr selten in Volieren anzutreffen, wenn überhaupt.
Ich hoffe, mit meinem Zuchtbericht weitere Züchter zu animieren, diesen wunderbaren Vogel zu halten und zu versuchen zu züchten.