Schwefelgelber Girlitz

Bilder von Roland Dominsky, Pinzberg
 

Schwefelgelbe Girlitz - Crithagra sulfphurata


von Ralf Kiekebusch


Meine ersten schwefelgelben Girlitze habe ich mir im Okt.2003 zugelegt, mehr aus Zufall. Ich muss kurz erwähnen, dass ich eigentlich viele Jahre Prachtfinkenzüchter bin und ich meine Nachzuchten gegen Girlitze  in einer großen Zoohandlung getauscht habe. Die Schwefelgelben  hatten es mir angetan. Er kann zwar mit den bunten Farben der Prachtfinken nicht mithalten, aber dafür singt er.

ich entschloß mich zwei Paare mitzunehmen. Zu Hause angekommen musste ich erst mal alles über meine Neuen an Fachliteratur nachlesen. Leider gab es nicht sehr viel über diese Vögel.

Im Buch "Zeisige, Girlitze, Gimpel und Kernbeisser" schreibt H. Bielefeld nur, dass der Schwefelgelbe Girlitz sehr selten  eingeführt  wird. Über die Zucht sei nichts bekannt. Im Handbuch der Cardueliden von Dr. Hans Classen und H. Massoth werden 5 Unterarten genannt. Anhand der Fotos konnte ich meine allerdings nicht zuordnen. Die Zucht gelingt nicht häufig.
In der Zeitschrift " Die Voliere"  vom Mai 1987 schreibt Grubbe:" Die meisten eingeführten Vögel überleben das erste Jahr nicht" - Was habe ich mir da für Vögel zugelegt ?

Die Unterbringung der Vögel erfolgte  dann in einer 1,2 x 1,0 x 0,5 m großen Käfig,  jeweils ein Paar getrennt voneinander. Als Ausstattung  dienen Nordmanntanne,Zypresse, Zweige und Kunststoffpflanzen. Als Nester wurde der Sabelsche Nistklotz, ein Metallkeisernest sowie ein sogenanntes Waldvogelnest angebracht. Als Beleuchtung dient eine Leuchtstoffröhre Biolux, die mittels Dimmer  auf 12 - 14 Stunden eingestellt wurde. Die Temperatur im Vogelhaus beträgt 22-24°C, weil ich ja auch  noch Prachtfinken züchte. Di e Cardueliden glaube ich, brauchen nicht so hohe Temperaturen.

Anfang Dezember begann eine Henne mit dem Sammeln von Nistmaterial am Sabelschen Nistklotz. Als Nistmaterial habe ich Waldvogelnistmaterial, Sisal- und Kokosfaser angeboten. Es wurde aber kein vollständiges Nest ge-baut. In den nächsten Tagen wurden Eier von der Stange gelegt, die adann aber am Boden zerfielen. Da der andere Vogel anfing zu singen  und der andere Eier legte, hatte ich wenigstens die Gewißheit , dass es ein Paar ist.

Erst  im April 2004 entschied sich meine Henne  für ein Waldvogelnest. Es wurde in einer Woche gebaut aus Kokosfasern außen, dann Waldvogelnistmaterial und innen Sisalfaser. Es wurden 4 weiße Eier ( einige hatten dunkle Punkte ) gelegt. Die Henne hat etwa 14 Tage gebrütet, ab dem 2. Ei. Vier junge Girlitze sind Ende April zu meiner großen Freude ausgeflogen. Um die Vögel  nicht unnötig zu stören, habe ich die Jungen nicht beringt. Nestkontrollen störten die brütende Henne nicht, sie flog zwar vom Nest herunter, aber kurze Zeit später wieder rauf.

Bei späteren Bruten beringte ich die Jungen etwa nach 5 Tagen, mit 2,7 mm Ringen ohen Probleme. Als Futter biete ich Sonnenblumen / Girlitz-mischung der Fa. Hungenberg an die für starkschnäblige Arten empfohlen wird. Dann gebe ich noch Wildsämereien und Hirse/Girlitzmischung. Etwa 2 Teile  Sonnenblumen - 1 Teil Hirsegirlitzfutter, 1 Teil Wildsämereien.

Keimfutter wird meiner Ansicht nach nicht oder ganz wenig beachtet, wohl aber halbreife Gräser. Grünfutter wird täglich gegeben,  im Winter  Chicoree, Eisbergsalat oder grüner Salat.
Im Sommer Vogelmiere, Löwenzahn, Blatt und Blüte, Hirtentäschelkraut, Spitzwegerich, Breitwegerich, sowie alle möglichen halbreifen Gräser. In meiner ertsen Brut gab ich einige Mehlwürmer, diese wurden gefressen. Bei den weiteren Bruten  habe ich es mit vielen Mehlwürmern versucht, aber auch Bruten  ganz ohne Mehlwürmer probiert. Die Jungvögel werden meiner Erfahrung nach auch ohne tierisches Futter groß. Ich reiche zusätzlich Vogelgrit, Vogelstein, bzw. Taubenstein, sowie ein Konditionsfutter für Cardueliden. Badne können meine Vögel ebenfalls.

Weiter zum Brutverlauf. Im Mai  wurd eiene zweite Brut mit Jungvögeln  auf-gezogen. Da es so gut lief, ließ ich die Vögel ein drittes Mal brüten und hatte im Juli 3 Jungvögel. Normalerweise lasse ich meine Vögel nur zweimal brüten, aber dieses war eine Ausnahme

Eigentlich ist das Züchten der Schwefelgelben Girlitze doch kein Problem, dachte ich - aber eben doch nur eigentlich ! Während der Jugendmauser  nach ca. 10 Wochen verlor ich zwei Jungvögel innerhalb weniger Tage. Der Vogel sitzt abends unwohl auf der Stange, morgens liegt er tot am Boden. Die veterinärärztliche Untersuchung  erbrachte keinen Erfolg. Keine eindeutige Todesursache feststellbar, keine Kokzidien, nichts was auf eine Ursaache schließen ließ. Die beiden anderen Jungvögel aus der ersten Brut kamen im Mai in die Außenvoliere.  Diese ist 2 x 2 x 2 m groß, ganz überdacht und von drei Seiten geschlossen. Ausgestattet mit Nordmann-tanne, Zypressen und weitere Kunststoffhängepflanzen. Als Boden dient Gartenmulch. Einen Tag später lag der dritte Jungvogel tot in der Ecke der Voliere, vermutlich ist er gegen den Draht geflogen. Der vierte Jungvogel hat aber alles überstanden  und ist eine schöne Henne geworden. Sie bildet meein zweites Zuchtpaar, zusammen mit dem gekauften Hahn  aus der Zoohandlung.
Da  mir die Henne  von meinem ursprünglich zweiten Paar verstarb. Noch im gleichen Jahr brütete dieses zweite Paar und zog zwei Junge groß. Anschließend sind meine Girlitze in die Außenvoliere gekommen. Trotz der Verluste im ersten Zuchtjahr war es insgesamt ein erfolgreiches Jahr. Die Männchen sind gelber gefäärbt und sie haben einen breiteren  Girlitz-streifen, bei den Jungvögeln gibt es noch keine Unterschiede.

Das Zuchtjahr 2005 habe ich mit zwei Zuchtpaaren begonnen, das Paar mit meiner Nachzuchthenne brütete im April zwei Jungvögel aus, danach  noch ein Jungvogel im Juni. Ein Jungvogel verstarb leider wieder im Alter von ca. 8 Wochen, ein anderer aus der zweiten Brut noch im Nest, aber die Henne hat zum Jahresende aus der F2 Generation überlebr. Damit werde ich mein drittes Zuchtpaar aufbauen. Mein bewährtes Zuchtpaar aus 2004  hat auch nur zwei Jungvögel auf die Stange gebracht.

Aber ich kann froh sein, so eine relativ schwierige Vogelart überhaupt zur Zucht zu bewegen. Mit neuer Zuversicht geht es in das Jahr 2006.