Graunackengirlitz
Bild von Roland Gasteiger, Schwabach
Graunackengirlitz ( Serinus canicollis)
von Roland Gasteiger - 1993
Beschreibung:
Größe ca. 13 cm. Das Gefieder des Männchens: größtenteils goldolive ge-färbt. Charakteristisch ist der aschgraue Nacken, Hinterhals und die Halsseiten. Schwingen und Schwanz sind schwarzfärblich mit gelben Säumen. Bauchmitte und Schenkel weißlich. Schnabel hornfarben, Füße braun, Augen braun. Das Weibchen ist im ganzen matter gefärbt und zeigt nicht so stark die aschgrauen Partien. Jungvögel ähneln dem Weibchen, sind jedoch noch matter. Auch zeigen sie eine leichte Strichelung.
Herkunft und Lebensweise:
S.c. canicollis:
Westliche und südliche Kappprovinz. Sporadisch im östlichen und westlichen Orange Free State, Lesotho und Transkei, Süd Afrikas.
S.c.thompsonae:
Im Norden von Transkei, Natal, im westlichen Swaziland und westlichen Zululand. In Lesotho und Transkei und in der nordöstlichen Kappprovinz, Süd Afrikas.
S.c.griseitergum:
Im Hochland von Ost-Simbabwe und an der benachbarten Grenze zu Mozambique.
S.c.sassii:
Im Süden und Osten Zaires, West- Uganda, Ruanda, Nord-Malawi und im Südwesten von Tansania.
S.c.flavivertex: ( Gelbscheitelgirlitz ):
Nord-Äthiopien ( Eritrea ) nach Süden durch Zentral-Äthiopien. Im Südosten von Sudan ( Imatong Berge ) und Nordost-Uganda. Von West und Zentral Angola nach Nord-Tansania.
S.c.hulliensis: ( Gelbscheitelgirlitz ):
Im Süden und Osten von Zaire.
Auch wurden Tiere der Nominatform nach Mauritius und auf die Insel Reunion eingeführt.
Bewohnt offene Hochländer und Hänge, welche von Gebüsch durchsetzt sind. Waldränder, lichten Wald und Plantagen. Ebenso in Städten und Gärten der Küstenregion zu finden. Die nördlichen Unterarten leben oberhalb der Baumgrenze. Üblicherweise zwischen 2000 und 3000 m Griseitergum geht bis 1200 m herab. Flavivertex findet man zwischen 1450 und 4300 m vor.
Graunackengirlitze sind sehr sozialbedürftige Vögel, die oft in Trupps angetroffen werden. Brüten in lockeren Kolonien von bis zu 25 Paaren. Ernähren sich von Saaten ( oft halbreif ) verschiedener Getreidearten, Gräsern und kleinen Pflanzen (Korbblütlern ).
Gelege:
3 - 5 weißlich schimmernde Eier mit rotbrauner Sprenkelung am stumpfen Ende.
Brut und Nestlingsdauer:
12 - 14 Tage, nach ca. 16 Tagen fliegen die Jungen aus.
Fütterung:
z.B. Futtermischungen von Blattner, bestehend aus 50 % Girlitz 4 und
50 % Hänflingsmischung. Aufzuchtfutter: Handelsübliches Konditionsfutter mit Möhren und Broccoli vermengt. Keimfutter für Rübsengirlitze von Blattner. Diverses Grünfutter wie Hirtentäschel, Vogelmiere, Löwenzahn etc. Nach dem Absetzen der Jungvögel und in der Ruhe- und Mauserzeit wurden große Mengen an Stachellattich verfüttert.
Haltung und Zucht:
Meine Graunackengirlitze wurden zum Teil in Boxen von 160 x 40 x 40 cm und in Außenvolieren von 1m x 2m x 2,2m gehalten und gezüchtet. Die unterschiedliche Haltungsweise resultiert aus den Eigenheiten meiner drei Zuchtpaare. Ein Wildfangweibchen wurde mit einem Nachzuchthahn in einer der oben genannten Boxen untergebracht. Als Nistgelegenheit wurde ein Holzkaisernest, in das ein Kanariennest gedrückt wurde, angeboten. An Nistmaterial reichte ich Scharpie, Kokosfasern, Watte und Fasern aus aufgetrennten und kleingeschnittenen Leinensäcken. Dieses Weibchen legte immer drei Eier, von denen auch immer zwei befruchtet waren. Die Jungen wurden vorbildlich aufgezogen. Nur nach dem Ausfliegen wurden sie vom Weibchen an der Bauchgegend gerupft. Auch rupfte sich das Weibchen bei Beginn eines neuen Geleges selbst. Dieses Verhalten wollte ich abstellen indem ich als besonderes Nistmaterial Watte reichte, doch ohne Erfolg. Die Jungen wurden nach 28 Tagen abgesetzt. Das gerupfte Gefieder wuchs dann wieder vollständig nach.
Mein zweites Paar musste in der Freivoliere untergebracht werden, da es die in der Zuchtbox angebotenen Nistgelegenheiten nicht annahm. Wenn nur ein Nest geboten wurde, lagen die Eier auf dem Boden. Wenn zwei Nester angeboten wurden, baute es in das eine und legte die Eier in das andere. Deshalb wurde der Versuch in der Freivoliere unternommen. Das Weibchen baute hier sehr schöne freistehende Nester. Die Eierzahl lag wie die Befruchtungsrate bei 4 - 5. Jedoch musste das Männchen bei der Aufzucht abgetrennt werden. Ansonsten wurden die Jungen vorbildlich aufgezogen.
Das dritte Paar wurde ebenfalls in der Freivoliere untergebracht. Es baute auch sehr schöne freistehende Nester. Gelege und Befruchtungsrate waren wie beim vorherigen Paar. DieJungen wurden aber ständig nach sechs Tagen aus dem Nest geworfen. Auch das Trennen des Männchens zeigte keine Wirkung. Ob es nun das Weibchen war oder ein Magellan-zeisig war, der die Jungen aus dem Nest warf, konnte ich nicht be-obachten. Die Jungen konnten auch nicht zurück ins Nest gelegt werden, da sie auf dem mit Grünfutter bedeckten Boden nicht gefunden wurden. In den Folgejahren hatte ich gute Zuchterfolge mit meinen Graunacken. Für mich war diese Art optimal. Zu dieser Zet hatte ich noch keinen Vogelraum. Ich überwinterte meine Tiere in der Freivoliere. Sie zeigten auch bei großen Minusgraden nie Unwohlsein, was wohl auch an ihrem Verbreitungsgebiet in der freien Natur liegt. Leider halte ich zur zeit keine Graunackengirlitze mehr. Dies liegt evtl. auch daran, dass schon seit längerem keine Wildfänge mehr angeboten werden. Die Bestände in Züchterhand erscheinen mir noch nicht gesichert. Es wäre deshalb schön, wenn ich durch meinen Bericht wieder einige Züchter für die Haltung und Zucht dieses sehr schönen Vogels animieren könnte. Ich selbst werde wieder nach ihnen Ausschau halten. Auch der Gelbscheitelgirlitz ist es wert, sich verstärkt mit ihm zu beschäftigen. Heute noch ein Allerweltsvogel - Morgen schon eine Rarität.
Literatur: Finches and Sparrows von Peter Clement
Zeisige und Kardinäle von Horst Bielefeld