Dompfaff

Bilder von Roland Dominsky, Pinzberg

Dompfaff ( Pyrhula pyrhula )


von Karl Biedermann


 Freuden und Leiden eines Gimpelzüchters


Nachdem ich früheren Jahren einmal einen erfolglosen Versuch gemacht hatte mit der Gimpelzucht, wagte ich mich 1996 wieder ein paar zu kaufen. Bei einem Händler erstand ich dann ein Gimpelpaar, angeblich aus seiner Zucht und blutsfremd. Nachdem ich die Vögel gut über den Winter brachte, kam nun die Vorbereitung zur Zucht. Ich habe mir von verschiedenen anderen Gimpelzüchtern erklären lassen, wie sie Ihre Vögel zur Zucht vorbereiten. Vermutlich  wurde ich nicht von allen ehrlich über ihre Zuchtvorbereitungen aufgeklärt, jedenfalls waren die Abweichungen sehr groß. Ich entschloss mich, meine Vögel nach folgenden Kriterien auf die Zucht vorzu-bereiten.

Ab Ende Januar bekamen meine Vögel wöchentlich 2 mal frische Zweige mit immer größer werdenden Knospen von Haselstauden und Obstbäumen. Bei Obstbäumen ist besondere Vorsicht geboten damit man nicht Zweige, die mit Winterspritzung behandelter Bäume  den Gimpeln vorsetzt, sonst kann es zu bösen Überraschungen kommen. Knospen sind eigentlich im Winter die Hauptnahrung der Gimpel in Freiheit. Im weiteren bekommen meine Vögel eingefrostete Ebereschen und Feuerdorn. Anfang März reiche ich 2 mal wöchentlich wenig Mehlwurmpuppen ( 3-4 Stück pro Vogel ). Ende März konnte ich beobachten, wie das Männchen zögernd begann sein Liedchen vorzutragen und das Weibchen anzubalzen. Als ich dann feststellte, dass das Weibchen sich auch vom Herrn füttern ließ, da hoffte ich doch auf ein gut harmonisierendes Paar.

Nun wurde Nistmaterial in Form von trockenen feinen Tannenzweigen ohne Nadeln in die Voliere gegeben. Das Weibchen war sofort am Nistmaterial und begann die kleinen Ästchen zu zerkleinern und in der Voliere herum-zuschleppen. Nachdem alles Nistmaterial vom Weibchen weggeschleppt war, gab ich dann auch Kokosfasern, getrocknete Gräser und Miesch auf den Volierenboden. Zwei Tage später war auch dieses Nistmaterial verschwunden. Durch meine Beobachtungen habe ich natürlich festgestellt, wo das Nest gebaut worden ist und eine Kontrolle bestätigte mir, dass schon zwei Eier im Nest waren. Am 28. März war das dritte Ei im Nest und das Weibchen begann mit dem Brüten, wenn auch die  ersten Tage nicht so fest, war es doch ab und zu in der Voliere auf Tour. Ab dem 10. April wurden nun angekeimte geschälte Sonnenblumenkerne, Mehlwurmpuppen, Getreideschimmelkäfer, Ameiseneier und angekeimte Sommerrübsen gereicht. Am 12. April konnte ich die Gimpeleischalen auf dem Boden ausmachen. Nun konnte doch angenommen werden, dass doch Junge geschlüpft waren. Ich beoachtete, dass der Hahn nach der Futteraufnahme das Nest anflog und das Weibchen fütterte und das Weibchen gab das Futter an die Jungen weiter.

Zur Beringung:


Die Jungvögel wurden nach sieben Tagen mit 3,0 mm Ringen beringt. Wichtig ist, dass die Jungvögel erst beringt werden, wenn sie den Kot auf dem Nestrand absetzen. Die Altvögel nehmen dann den Kot vom Nestrand weg und suchen nicht mehr direkt im Nest danach. Somit wird der Ring nicht mehr als Fremdkörper  mit dem Jungvogel aus dem Nest geworfen. Nach 18 Tagen wurden die Jungvögel auf dem Nestrand beobachtet und nach einigen "Trockenflugübungen" kam bald der Jungfernflug. Die Jungvögel gingen noch 2 Tage nachts ins Nest zurück. Am dritten Tag saß ich vor der Voliere und wollte die Jungvögel beobachten, aber außer den Altvögeln war keiner zu sehen. Ich dachte schon, da iist etwas schief gegangen und suchte den Volierenboden nach Jungvögeln ab. zu meiner Freude entdeckte ich alle vier im dichten Gebüsch des Buchsbaumes, der in der Voliere gepflanzt ist. In den ersten Tagen  bewegen sich die Jungen nur mäßig und somit muss man sehr gut beobachten, um die Jungvögel überhaupt zu sehen. Die Jungen wurden dann zusehends lebendiger und wagten sich auch auf die offenen Sitzstangen. Gefüttert wurden sie von beiden Altvögeln und diese jungen Kerle hatten einen guten Appetit.

Nach einigen Tagen beobachtete ich, wie das Weibchen wieder  Nist-material herumschleppte  und es baute wieder mit feinen Tannenreisig eine Unterlage ca. 30 cm vom alten Nest entfernt. Bald war das Nest fertig und das erste Ei auch schon gelegt. Nach einer Nestkontrolle nach einer Woche, konnte ich fünf befruchtete Eier ausmachen. Da sich die zweite Brut nun der Schlupfzeit näherte  und ich beobachtete, dass die Jungvögel selber Futter aufnahmen, kamen diese in eine seperate Voliere.

Der zweite Streich der folgt sogleich, so kam es mir wenigstens vor. Bei der zweiten Brut waren 5 Jungvögel im Nest und wieder wurden alle aufgezogen nach dem Muster der ersten Brut. Ein weiterer Nestbau begann und aus der dritten Brut kamen wieder vier Jungvögel auf die Stange. Ich traute meinen Augen nicht, als nach der dritten noch eine vierte Brut folgte mit drei Jung-vögeln. Ich war sehr stolz, 16 Jungvögel auf der Stange zu haben. Ein Zuchtkollege sagte mir, wenn einer Gimpel in diesem Umfang züchten könne, sei ein Züchter von der " Creme de la Creme". Ich bin da aber der Meinung, dass es nebst einem guten Zuchtpaar, viel wissen über die Fütterung und einem großen Aufwand mit Naturfutter zusammenzutragen auch Glück braucht.

Angespornt durch diesen guten Zuchterfolg, konnte ich es nicht verkneifen, ein junges Zuchtpaar nachziehen.  Nachdem ich mit einem Zuchtkollegen Vögel getauscht hatte um ein zweites blutsfremdes Zuchtpaar zu erhalten, setzte ich im nächsten Jahr zwei Zuchtpaare ein. Wichtig ist aber, wenn man zwei Zuchtpaare einsetzt, dass die Vögel weit von einander in einer Voliere eingesetzt werden. Wenn Gimpel sich immer sehen und hören sostört es sie beim Brutgeschäft und da ist ein Erfolg fraglich. Ich hatte wieder Glück mit der Zusammenstellung des zweiten Zuchtpaares. Auf Anhieb hat es geklappt mit der ersten Brut wo doch auch vier Jungvögel großgezogen wurden. Bei den nächsten zwei Bruten wurden dann je drei Jungvögel aufgezogen. Da alte Zuchtpaar ließ auch nicht nach und zog wieder 16 Junge groß, so dass ich im zweiten Zuchtjahr sogar 26 Jungvögel auf der Stange hatte. Im dritten Zuchtjahr ist es dann zu 23 Jungvögeln gekommen und ich brachte auch alle durch die Jugendmauser. Was das heißt, die Jungvögel durch die Jugendmauser zu bringen beschreibe ich unten.

Körnerfutter:

Körnermischung für Einheimische Vögel von Alegrin, dazu mische ich Wildsamen und gelegentlich etwas Kreuzschnabelfutter Spezial von Aeschlimann Laachen.

Zuchtvorbereitung:

Wie oben beschrieben, ab Januar frische Knospen, dann gelegentlich Mehlwurmpuppen, Grünfutter ( Chicoree ).
Ab Februar auch gelegentlich etwas Keimfutter ( süsser Rübsen ). Bei Brutbeginn ist alles treibende Futter abzubrechen, ansonsten kommen die Vögel zu stark in Trieb und man muß in Kauf nehmen, dass die Vögel die Jungen aus dem Nest werfen.

Aufzucht:

Zwei bis drei Tage vor der Schlupfzeit ist dann mit Keimfutter wieder zu beginnen. Sind dann Jungvögel im Nest, gibt es Mehlwurmpuppen, Ameiseneier, jegliche halbreife Sämereien und vor allem Löwenzahnköpfe. Ab dem dritten Tag sind auch Schnecken sehr gefragt und zwar die kleinen farbigen Hüslischnecken. Die Schnecken werden leicht gequetscht, damit die Gimpel gut ans Fleisch kommen. Auch die Schneckenhäuschen werden gefressen und den Jungen verfüttert, was diese für den Knochenaufbau dringend brauchen. Wenn die Jungvögel dann versuchen selber zu fressen, ist Keimfutter, gekeimte Sonnenblumen und Mehlwurmpuppen sehr wichtig. Sind dann die Jungen abgesetzt und kommen langsam in die Jugend-mauser, dann ist es sehr wichtig, das viele halbreife Sämereien, die gerade aktuell sind sowie Beeren und nochmals Beeren in großen Mengen verfüttert werden.

Beeren:

Wilde Brombeeren, Heidelbeeren, Eberesche, wilde Erdbeeren, Cotoneaster, Feuerdorn, etc. Der umsichtige Züchter hat natürlich immer einen gewissen Vorrat im Tiefkühler.

Sämereien:

Sandköpfchen, Hirtentäschel, Storchenschnabel, Mädesüss, Brennnessel mit Samen, Beifuss, Wiesenbocksbart, Löwenzahnköpfe etc.

Werden die Jungvögel nicht abwechslungsreich gefüttert, so stehen sie die Jugendmauser nicht durch. Die Gimpelzucht. ist sehr aufwendig in Sachen Futterbeschaffung und erfordert einen großen Einsatz. Wäre ich nicht pensioniert, könnte ich mir die Zeitaufwendung für die Futterbeschaffung nicht vorstellen.

Nun kam das Zuchtjahr 2000 und damit die Leiden des Gimpelzüchters.
Im Februar mußte ich feststellen, dass beim Hahn des Jungen Zuchtpaares etwas nicht stimmte. Nach näherer Untersuchung mußte ein schwerer Luftröhrenwurmbefall festgestellt werden. Leider konnte der Hahn, trotz intensiver Behandlung nicht mehr gerettet werden. Aus der Zuchtreserve wurde dann ein anderer Hahn zu diesem Weibchen gesetzt, aber das Weibchen konnte sich nicht mit ihm anfreunden, war es doch noch sehr in Trauer um ihren vorherigen Lebensgefährten. Nach längerer Zeit, kam es aber doch wieder zu einem Nestbau und es legte auch vier Eier. Gebrütet wurde aber nur gerade eine Woche, danach wurde das Gelege verlassen. Die Eier waren alle unbefruchtet. Ein weiterer Brutversuch wurde nicht gemacht.

Beim Alten Zuchtpaar schien alles nach den vorderen Jahren zu verlaufen. Es wurde ein schönes Nest gebaut und auch zwei Eier gelegt. Als ich eine Nestkontrolle durchführte, musste ich feststellen, dass das Weibchen tot auf den Eiern saß. Nach näherer Untersuchung, mußte beim dritten Ei Legenot eingetreten sein. Ich glaubte natürlich, es sei alles bestens und das Weibchen brüte. Bei einem Zuchtfreund konnte ich dann wieder ein junges Weibchen kaufen und setzte dieses nach ca. 3 Wochen mit dem alten Hahn zusammen. Der Hahn hatte sofort freude an seiner neuen jungen Frau und versuchte alles, um ihr auch zu gefallen. Leider ist er nicht so akzeptiert worden und es ging sehr lange, bis das junge Weibchen zögernd ein Nest baute. Es wurden auch 3 Eier gelegt und bebrütet, aber es war nur ein Ei befruchtet. Der Jungvogel wurde auch großgezogen und wurde selbstständig, ist aber dann später noch eingegangen.

Nach drei guten Zuchtjahren kam eben das große Pech und ich mußte viele Züchter enttäuschen, die in diesem Herbst wieder Gimpel aus meiner Zucht haben wollten. Erfolg und Mißerfolg sind eben sehr nahe, aber man darf sich nicht entmutigen lassen. Ich hoffe nun, dass sich die Vögel in diesem Winter wieder finden und sehe der nächsten Zuchtsaison optimistisch ent-gegen.