Alariogirlitz
Der Alariogirlitz ( alario alario )
Zuchtbericht von Karl Biedermann
Der Alariogirlitz ist ca. 10 - 12 cm lang, beim Männchen sind Kopf, Nacken und an der Brust die breiten keilförmigen Bänder schwarz. Rücken und Flügeldecken rotbraun. Unterseite und Flanken weiss. Das Weibchen ist Ober-, u. Unterseite braungrau mit feiner gestrichelter Zeichnung. Die Jungvögel sind dem Weibchen sehr ähnlich, braun und stark gestrichelt. Eine Unterart ist der Damara Alario, Königsalario. Die Alarios kommen in Ostafrika, Namibia bis Südafrika vor. Der Lebensraum sind Steppen und Wüstengebiete mit teils recht strengen Wintern. Er nistet in Dornbuschsavannen in Büschen von 1 -2 m Höhe. Nachdem ich diesen faszinierenden Vogel bei einem Züchter gesehen und vor allem den Gesang gehört hatte, wurde bei der nächsten Kaufgelegenheit auch zugeschlagen. Ich kaufte 2 Import Paare, die auch gut eingewöhnt waren, meinte ich. Doch nach 3 Wochen ist das eine Weibchen eingegangen.
Ich mußte bei diesen Vögeln auch mein Lehrgeld bezahlen, ich habe vermutlich zu gut gefüttert, d.h. zu viel Futter gegeben. Die Vögel kamen in einen Eingewöhnungskäfig 200 x 40 x 60 cm (LBH) im Innenraum meiner Volierenanlage. Da nun 2 Hähne und nur ein Weibchen im Käfig waren, gab es schon bald Revierkämpfe zwischen den Herren, so dass ein Hahn in einen anderen Käfig platziert wurden musste. Der allein sitzende Hahn sang den ganzen Tag und hoffte natürlich, dass er auch wieder ein Weibchen bekam. Nach längerer Zeit konnte ich ein Weibchen kaufen, aber leider wurde ich vom Züchter übers "Nest gerissen" , es war ein unberingter Vogel und vermutlich eine Urgroßmutter. Auf jeden Fall hat sie nie einen Nestversuch gemacht und der Hahn konnte sie auch mit seinem Gesangskünsten nicht motivieren. Sie durfte aber in einer großen Voliere einen schönen Lebensabend verbringen. Mitte Mai wurde dann das andere Paar in eine große Aussenvoliere mit Innenraum gesetzt, in der sich auch ein Paar Schwarzzeisige befanden. Wichtig ist, dass die Alarios viel Bewegung haben und in einer großen Voliere werden können. Auch muß darauf geachtet werden, dass das Futterangebot der Mitbewohner der Voliere, etwa dem Futter der Alarios entspricht. Mit dem leichten Schwarzzeisig-futter, das viel Grassamen enthält gibt es bei den Alarios keine Probleme. Setzt man zum Beispiel Kapuzenzeisige das ja bekanntlich viel Negersaat und Perilla enthält, dann sind die Alarios auch immer an diesem Futter, fressen dann zu viel ölhaltige Samen und sind dann innerhalb kürzester Zeit dick und fett und werden Leberkrank.
Zucht:
Das warme Frühlingswetter, die frischen Knospen der Volierenpflanzen, ein wenig Keimfutter und gefrostete Kolbenhirse brachte dann das Alario-weibchen in Brutstimmung. Als dann der Hahn mit hängenden Flügeln seinen Gesang vortrug und das Weibchen jagte, da gab ich nun Nist-material in die Voliere. Es dauerte nicht lange, wurde Nistmaterial rumgeschleppt und an einem vom Weibchen ausgesuchten Brutplatz ein Nest gebaut. Das Nest wurde frei in Föhrenzweigen gebaut und es sah von aussen ziemlich unordenlich aus, das Nestinnere war aber kunstvoll ausgepolstert und ziemlich dickwandig. Die Nisthilfen, dei überall in der Voliere zur Verfügung standen, wurden nciht beachtet. Drei Tage nach der Fertigstellung des Nestes, war das erste Ei im Nest und an den drei folgenden Tagen wurde ein weiteres Ei gelegt. Nach 8 Tagen, als das Weibchen mal vom Nest ging, konnte ich feststellen, dass alle 4 Eier befruchtet waren. Als am 13 Tag Eierschalen in der Voliere lagen, konnnte ich annehmen, dass Junge geschlüpft waren. Bei der Nest-kontrolle am nächsten Tag konnte ich 3 Junge Alarios ausmachen. Nach meinen Beobachtungen wurden die Jungen auch gefüttert und ich freute mich über diesen Zuchterfolg. Als ich nach 7 Tagen die Jungvögel beringen wollte, waren aber nur noch 2 Jungvögel im Nest und das vierte Ei lag am Boden, eswar befruchtet aber der Embryo war abgestorben. Der dritte Vogel blieb in der überwachsenen Voliere unauffindbar. Die 2 Jungvögel konnte ich dann mit 2,5mm Ringen beringen und nach weiteren 14 Tagen sassen die die Jungvögel im dichten Unterholz der beplanzten Voliere. Sie konnten fast nicht ausgemacht werden, da sie mit ihrem braun gestreiften Federkleid sehr gut getarnt waren. Sie wurden von den Altvögeln weiterhin auch gut gefüttert und nach weiteren 14 Tagen sah man sie mit den Altvögeln am Futtertisch.
Das Weibchen hat dann wieder Nistmaterial rumgeschleppt, das alte Nest etwas ausgebessert, respektive ein neues Nest am gleichen Standort gebaut und es kam zur 2. Brut. Von vier Eiern waren dann aber nur zwei befruchtet, die aber auch schlüpften. Vermutlich war der Hahn mit dem füttern der ersten Jungvögel so stark beschäftigt, das bei der zweiten Brut nicht alle Eier befruchtet waren ??
Die 2. Brut wurde auch gut aufgezogen und nun saßen vier Alarios auf der Stange. Die Jungvögel sehen dem Weibchen ähnlich, und ich hoffte, dass es auch ein Weibchen geben würde von den Jungen. Ich beobachtete dann aber, dass die Jungvögel alle beim Hahn Gesangs-
unterricht nahmen und es stellte sich heraus, dass es nach Einsetzen der Jugendmauser doch alles Hähne waren. Ich habe dann einen jungen Hahn gegen ein Weibchen getauscht und bin ein zweites Mal reingelegt worden. Möchte nicht im Detail darauf eingehen, aber mit diesen Vogelmännern werde ich keinen Handel mehr eingehen.
Ich bin durch deutsche Züchterkollegen zu Weibchen gekommen und zu gegebener Zeit werde ich über meine weiteren Zuchtversuche berichten.
Fütterung:
Die Alarios sind sehr heikle Pfleglinge, was die Fütterung betrifft. Es ist sehr darauf zu achten, dass die Vögel nicht zu fettreich ernährt werden. Meine Vögel bekommen das Alariofutter von der Fa. Blattner. Pro Vogel ein Kaffeelöffel von dieser Futtermischung, wöchentlich zwei mal wenig Chicoree, wenn vorhanden junge Löwenzahnblätter oder Vogelmiere und gelegentlich wenig trockene Kolbenhirse. Pro Woche ein mal einen Tag Nekton S und wenn es gegen die Zuchtsaison geht ein wenig Nekton E.
Das ganze Jahr haben sie ein selbst gemischtes Aufzuchtfutter zur Verfügung, wöchentlich nicht mehr als ein Kaffeelöffel voll.
Meine Aufzuchtmischung besteht aus: Spinus- Waldvogel und Quiko Aufzuchtfutter, vermischt mit fein zerriebenen getrockneten Brennesseln, Beinwell und ein wenig Vitaminen.
Nicht zu vergessen ist eine Futterkalkmischung aus: Klaus Taubenstein, Hühnereierschalen, Korallengrit und Bogena kalkmischung; das ganze Jahr zur freien Verfügung.
Zuchtvorbereitung:
Wöchentlich Nekton S und E, wenig gefrostete Kolbenhirse, 2 mal einen halben Kaffeelöffel Keimfutter, 2 mal wenig Chicoree, Löwenzahn oder Vogelmiere. Wird mit dem Nestbau begonnen, gibt es keine treibende Futter mehr, auch während der Brutzeit nicht. Drei Tage vor dem Schlupf beginne ich wieder mit ein wenig Keimfutter, gefrostete Kolbenhirse und eventuell Löwenzahnköpfen, wenn vorhanden. Ist nicht genügend Futter vorhanden für die Aufzucht, werden die Jungen aus dem Nest ge-schmissen oder nícht gefüttert. Eine heikle Phase ist vielleicht auch dei Jugendmauser. In dieser zeit sind den Alarios möglichst viele halbreife Sämereien und Grünfutter zur Verfügung zu halten. In meinem Garten sind. Halbreife Kolbenhirse, Silberhise, Hühnerhirse, Perilla, Knöterich, Vogelmiere, Hirtentäschel und vieles mehr.
Haltung:
Meine Alarios blieben im Herbst bis zur Frostzeit in der Aussenvoliere und haben gut durchgemausert. Im Winter halte ich sie in einem Raum mit einer Temperatur zwischen 10 und 12 Grad. Die Alarios vertragen die Kälte ( kurzfristig ) ziemlich gut, leben sie doch in der Wildnis auch in Gegenden, wo es sehr kalte Nächte gibt.
Der Alario ist außerhalb der Brutzeit ein verträglicher Vogel anderen gegenüber. In der Brutzeit ist er aber paarweise zu halten, da die Revier-kämpfe unter den Männchen unter Umständen tödlich enden können. Wichtig ist, dass die Alarios einen großen Flugraum und dadurch viel Bewegung haben. Es ist kein Nachteil, wenn sie im Winter mit anderen Voliereninsassen vergesellschaftet werden. Voraussetzung ist, dass die Mitinsassen auch mit dem gleichen Futter ernährt werden können. Sehr dosiert füttern ist enorm wichtig.
Die Alarios sind sehr gute Sänger und erfreuen den Züchter mit ihrem fleissigem und angenehmen Gesang. Für mich ist es ein Supervogel, möchte aber doch erwähnen, dass es nicht ein Vogel für einen Anfänger ist. Bin übrigens interessiert, andere Züchterkollegen kennen zu lernen, um Erfahrungen auszutauschen und vielleicht auch einen Vogeltausch zu machen.