Weißbürzelgirlitz oder Graudelsänger
Weißbürzelgirlitz oder Grauedelsänger
Ochrospiza leucopygia ( Sundervall,1850 )
Thomas Ratjen
" Farbenfroh wie eine Leberwurst ", nannte ein ehemaliger Vereinskollege einmal diesen unscheinbaren Girlitz, der sein schlichtes äußeres, aber mit seinem unermüdlichen vorgetragenen Gesang wieder wettmacht. Mit seinen nur 10,5 cm ist er einer der kleinsten Vertreter in der AZ-AEV.
Beschreibung:
Nach Dr. R. van der Elzen sind die Geshclechter äußerlich nicht zu unterscheiden. Andere Autoren beschreiben beim Weibchen die etwas kräftigere Gestalt sowie die rundere Kopfform währendessen das Männchen einen kleineren Kopf hat und hierdurch der Hals eingeschnürt wirkt. Am sichersten lassen sich die Partner während der Brutzeit am Steißzapfen des Männchens bestimmen, da auch die Weibchen einen Gesang vortragen und dies oft nicht als sicheres Bestimmungsmerkmal dienen kann. Auf der Oberseite ist der Graugirlitz, wie er ebenfalls treffend bezeichnet wird dunkelgrau, die Unterseite ist weißlich, wobei Kehle und Brust fein grau gestrichelt sind. Der Bürzel ist reinweiß, was ihm auch einen seiner deutschen Namen gab.
Verbreitung:
Der Grauedelsänger kommt in drei Unterarten im Senegal, Gambia, Mali, Nigeria, Äthiopien, Sudan und Uganda vor, wo er Trocken-und Dornbuschsavannenals auch Kultur- und Ödland bewohnt.
Haltung:
Wegen der Aggressivität der Weißbürzelgirlitze sollte man auf eine Vergesellschaftung auch mit größeren Arten verzichten. Bei mir wurden in Volieren selbst deutlcih größere Vögel wie Rosengimpel und Grünlinge angegriffen.
Seit einigen Jahren halte ich diese Art in Zuchtboxen der Größe 80x60x50cm und Volieren 2x1x2m worin sie auch zur Brut schreiten.
Die Weibchen bauen ihr kleines Napfnest gern in mit künstlichem Grün( aus der Weihnachtsdekoration ) verkleidete Körbchen, wobei oftmals nur weißes Nistmaterial wie Scharpie, Watte oder Pferdehaare verwendet werden. Die natürliche Brutzeit fällt in unsere Herbst-Wintermonate und die Girlitze lassen sich oftmals auch durch niedrige Temperaturen ( in meinem unbeheizten Zuchtraum fallen die Temperaturen im Winter allerdings nie unter 10°C ) nicht vom Brutgschäft abhalten. Daher habe ich einen Raum abgetrennt, den ich seperat beheizen kann, um hier diese Art zu züchten. Von anderen Züchtern bekam ich aber Vögel, die in unseren Frühjahr- und Sommermonaten erfolgreich zur Brut schritten.
Nach einer Brutdauer von 12-13 Tagen schlüpfen aus 3-4 Eiern die dunkelgrauen, ja fast schwarzen Jungen mit hellgrauem Flaum die nach 5 Tagen mit 2,5mm Ringen beringt werden. Es sind in der Regel nicht alle Eier befruchtet und meist werden pro Gelege auch nur 2 Junge großgezogen ( was Dr. H. Claasen übrigens auch für den Mozambiquegirlitz angibt ).
Oftmals kommt es während der Brut zu Agressionen zwischen den Partnern., wobei diese von beiden Geschlechtern ausgehen können. Hier hilft nur das Männchen aus der Box/Vooliere zu nehmen, dass Weibchen zieht die Jungen auch allein erfolgreich groß. Hierbei hat es sich bewährt, das Männchen außer Sicht aber immerin Hörweite unterzubringen, da oftmals ein Rufkontakt gepflegt wird.
Nach dem Selbstständigwerden der Jungvögel werden diese in eine Flugbox gesetzt und das Männchen wieder zu dem Weibchen gegeben. Man sollte möglichst nicht mehr als drei Bruten im Jahr zulassen, damit die Vögel nicht über die Maßen strapaziert werden.
Fütterung:
Die Fütterung der Grauedelsänger stellt den Züchter vor keine größeren Probleme, da von den Futtermittelherstellern wie z.B. Fa. Blattner oder Hungenberg fertige Futtermischungen aber auch Keinfutter für Hirsegirlitze angeboten werden.
Die Weißbürzelgirlitze kommen auch ohne die Gabe von Ei-oder Keimfutter sehr leicht in Brutstimmung, sodass ich dieses erst nach dem Schlupf der Jungen reiche. An Grünfutter gebe ich Chicoreeblätter, die ich 2x pro Woche leicht mit Korvimin bestäube, wenig Gurke, verschiedene Gräser aus der Natur, rote Kolbenhirse und Hühnerhirse, die ich auf Korn- oder Maisfeldern ernte und für die Wintermonate einfriere. Über das Keimfutter steue ich noch einige gefrorene Ameiseneier, die sehr gern an die Jungvögel verfüttert werden. Da die Weibchen sehr leicht an Legenot leiden, muss immer ein Napf mit einem Grit-Mineraliengemsich zur Verfügung stehen, dessen Verbrauch in der Zuchtzeit stark ansteigt.
Besuchte man vor einigen Jahren die größeren Vogelbörsne bei uns undim benachbarten Ausland dann sah man oft größere Mengen an Weißbauchgirlitzen und anderen Vertretern der Gattung Ochrospiza wie den Reichenow- und den Weißbauchgirlitz. Leider befassten sich nicht viele Züchter mit der Zucht dieser Arten, da sie hier für wenige Euro zu bekommen waren und oftmals nur Männchen des schönen Gesanges wegen gehalten wurden.
Dies hat sich heute grundlegend geändert und diese Arten sind inzwischen sehr gesucht. Die Zucht dieser kleinen Kerle kann eine Menge Freude bereiten und ist keinesfalls etwas nur für Anfänger.