Weißflügelgimpel
Der Weissflügelgimpel
Rhodospiza obsoleta (Lichtenstein, 1823)
© T. Ratjen (15034)
Seit einigen Jahren befasse ich mich mit der Haltung und Zucht der Weissflügelgimpel, einer friedlichen und attraktiven Art, die sich nach meinen Erfahrungen gut für eine Haltung in Gemeinschaftsvolieren eignet. Mit 50 gemeldeten Nachzuchten in 2010 steht die, auch als Schwarzzügelgimpel bezeichnete, Art in unserer Nachzuchtstatistik relativ gut da vergleicht man die Zahlen mit anderen asiatischen Gimpelarten. Doch denke ich, dass wir noch ein ganzes Stück davon entfernt sind um von gesicherten Beständen in Züchterhand sprechen zu können. Meine Erfahrungen möchte ich hier gern wiedergeben.
Ordnung: Passeriformes - Sperlingsvögel
Unter Ordnungen: Passeres - Singvögel
Familie: Carduelidae - Gimpel
Gattung: Rhodospiza
Unterarten: monotypisch
Deutsch: Weissflügelgimpel, Schwarzzügelgimpel
Englisch: Black-billed Desert Finch; Lichtenstein`s Desert Finch; Desert Finch Französisch : Buvreuil de Lichtenstein; Roselin de Lichtenstein
Italienisch: Trombettiere del Lichtenstein
Holländisch: Vale woestijnvink
Spanisch: Camachuelo Desertícola; Camachuelo de Lichtenstein
Beschreibung:
Der Weißflügelgimpel erreicht eine Körperlänge von 14,5 bis 15 cm. Bei dieser Art handelt sich um einen schlanken, überwiegend beige - sandfarbenen Finken mit charakteristischer schwarz-weißer Zeichnung auf Flügeln und Schwanz, die am Flügel zudem durch auffällige hellrosa Partien ergänzt wird. Der kräftige Schnabel ist kegelförmig. Beine und Füße sind dunkel fleischfarben. Die Geschlechter sind unterschiedlich gefärbt.
Beim Männchen fallen im Brutkleid der schwarze Schnabel und die schwarze Zügelpartie vor dem Auge auf. Kopf, Rücken und Schultern – inklusive der mittleren Armdecken – sowie Brust und Flanken sind fahl bis gräulich sandfarben. An der Stirn und im Gesicht spielt die Färbung in ein wärmeres Ocker. Am unteren Rücken geht die Färbung in das warme Hell- bis Rotbraun der Oberschwanzdecken über. Bauch und Unterschwanzdecken sind weißlich. Die großen Armdecken sind schwarz mit breit rosa gesäumten Außenfahnen, die Handdecken dunkel mit rosa Außenfahnen an der Basis. Die Hand- und die äußeren Armschwingen sind schwarz mit weißem Saum, die inneren Armschwingen zeigen an der Basis einen rosa Saum. Beim sitzenden Vogel bilden das Schwarz der Schwingen sowie die weißen und rosa Partien ein charakteristisches Flügelmuster. Im Flug fällt das Rosa in der Flügelmitte im Vergleich zu den blassen Säumen der Handschwingen auf. Der leicht gegabelte Schwanz ist schwarz mit außen breit weiß gesäumten Steuerfedern. Das innere Paar ist am Ende ebenfalls breit weiß gesäumt, die übrigen tragen eine weiße Spitze. An den äußeren Steuerfedern ist der weiße Saum sehr fein.
Beim Weibchen sind die beim Männchen schwarzen Partien des Großgefieders braun bis graubraun, so dass es insgesamt sehr viel kontrastärmer wirkt. Der schwarze Zügel des Männchens fehlt. Im abgetragenen Gefieder nähern sich Männchen und Weibchen. Bei beiden Geschlechtern ist der Schnabel außerhalb der Brutzeit hornfarben mit dunkler Spitze, bleibt bei einigen Individuen aber auch das ganze Jahr über schwarz.
Die Jungvögel ähneln den Weibchen. Der relativ laute Gesang erinnert an den des Gimpels, enthält aber auch Elemente des Grünlinggesangs.
Verbreitung und Lebensraum:
Das Verbreitungsgebiet des Weißflügelgimpels ist sehr groß und umfasst nach Einschätzung der IUCN 4,3 Millionen Quadratkilometer. Es erstreckt sich von Israel, Syrien, dem Südosten der Türkei, Irak, Iran, Afghanistan und dem Nordwesten von Pakistan bis in den Nordwesten Chinas. Der Weißflügelgimpel ist eine Art trockener Lebensräume und kommt in bergigem und offenem Gelände vor, dass locker mit Bäumen und Büschen bestanden ist. Er ist häufig auch an Straßen- und Feldrändern zu beobachten. Im Gegensatz zu seinen nächsten Verwandten, dem Wüsten- und Rotflügelgimpel, ist er auch häufig auf Bäumen und Büschen sitzend anzutreffen.
Unterbringung:
Da der Weißflügelgimpel relativ scheu ist, sollte man die Art in geräumigen Aussenvolieren unterbringen. Die Gimpel sind bei mir ganzjährig in geschützten Aussenvolieren von 2x5x2,2m und 2x4x2,2m (BxLxH) untergebracht. Diese Volieren sind im hinteren Bereich dreiseitig mit Holz geschlossen und komplett überdacht, sodaß diese gemäß dem natürlichen Lebensraum der Weißflügelgimpel recht trocken sind. Man merkt den Vögeln doch an, dass sie sich in unserem oft feuchtkalten Klima nicht wohl fühlen. An den Holzwänden bringe ich Kieferzweige an zwischen denen die Nisthilfen, verkleidete Kaisernester oder offene geflochtene Körbchen, befestigt werden. Bepflanzt sind die Volieren mit Eibe, Gräsern, Ilex, Bambus und Gräsern. Vergesellschaftet habe ich die Gimpel mit Arten wie z. B. Haubenlerche, Chinagrünling, Schamadrossel und Bartzeisig, hier gab es bisher nie Probleme. Meine Volierenanlage können Sie sich übrigens auch auf unserer Homepage:
www.vogelfreundekaltenkirchen.de anschauen. Außerdem finden Sie dort auch alle meine bisher in den AZN erschienenen Berichte.
Die Weissflügelgimpel verbleiben ganzjährig in den Aussenvolieren, doch werden diese in den Wintermonaten im vorderen Bereich mit Plexiglasplatten verkleidet.
Ernährung:
Als Grundfutter bekommen die Weißflügelgimpel ganzjährig ein Gimpelfutter der Fa. Blattner. Ein Grit – Mineraliengemisch steht den Vögeln selbstverständlich auch immer zur Verfügung, besonders zur Zuchtzeit ist die Aufnahme hiervon überdurchschnittlich hoch. Mit Beginn der Zuchtperiode, je nach Witterung etwa ab Mitte bis Ende April, wird auch ein Keimfutter für Waldvögel der Fa. Birds and more Hungenberg gereicht, welches überwiegend Rübsen und Negersaat enthält. Über dieses gebe ich 3-mal wöchentlich eine Prise Korvimin, dieses Ergänzungsfuttermittel enthält Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, es ist über den Tierarzt oder das Internet erhältlich. An Wildsämereien wird den Vögeln alles angeboten was die Jahreszeit hergibt. Gern genommen wurde bei mir Vogelmiere, Stachellattich, Breitwegerich, Beifuss, Ampfer und Löwenzahn. In den Wintermonaten reiche ich außerdem Gurke und Chicoree. Die Akzeptanz ist hier aber sehr unterschiedlich und so muss man ausprobieren was gefressen und vor allem auch an die Jungen verfüttert wird. Wichtig ist auch die Art und Weise wie das Futter angeboten wird. Da Weißflügelgimpel sich zur Nahrungsaufnahme viel auf dem Boden aufhalten sollte man das Futter auch hier anbieten. Wenn ich das Keimfutter z. B. auf einen flachen Futtertisch gestellt habe wurde es nicht beachtet, wird die flache Tonschale aber auf dem Boden platziert, wird das Keimfutter sofort gefressen und an die Jungen verfüttert. Im Herbst und Winter sollten auch verschiedene Beeren wie z. B. von Eberesche, Feuer- und Weißdorn sowie Knospentragende Zweige angeboten werden. Da die Gimpel auch immer mit Insektenfressern vergesellschaftet sind haben sie die Möglichkeit auch ein Weichfutter und Insekten wie z. B. Mehlkäferlarven, Pinkies und Buffalos aufzunehmen. Nach meiner Beobachtung wird hiervon aber relativ wenig Gebrauch gemacht.
Zucht:
Je nach Witterung beginnen die Männchen bereits ab März ihren Gesang vorzutragen und die Weibchen durch die Voliere zu jagen. Jetzt, in der Brutperiode, verhalten die Gimpel sich dem Pfleger gegenüber deutlich ruhiger als außerhalb der Fortpflanzungszeit. Allein vom Weibchen wird das Napfnest bei mir oft in geflochtenen Körbchen errichtet, Kaisernester werden meist nicht angenommen. Als Nistmaterial verwenden die Weissflügelgimpel Kokosfaser, Scharpie, feine trockene Gräser und Sisal Fibre, ein Gemisch aus verschiedenen Materialien. Die Gelege sind recht groß, und so sind 6 bis 8 Eier keine Seltenheit. Meist schlüpfen aber „nur“ 4 bis 5 Junge und werden bis zum Ausfliegen von beiden Elternteilen gefüttert. Danach übernimmt das Männchen die weitere Aufzucht bis zum Selbständig werden während das Weibchen bereits das Folgegelege bebrütet, oft kommen auch Schachtelbruten vor. Verlässt das Weibchen das Gelege um Nahrung aufzunehmen oder Kot abzusetzen füttert es die Jungen aber immer mit. Im letzten Jahr verstarb ein Männchen bevor die Jungen ausgeflogen waren, das Weibchen fütterte die Nachzucht allein groß, bebrütete vor dem Ausfliegen aber bereits wieder ein neues Gelege was selbstverständlich unbefruchtet war. Da ich befürchtete, dass die Jungen nun nicht mehr ausreichend versorgt werden habe ich das Nest entfernt und nach dem Ausfliegen der Jungen ein neues Männchen in die Voliere gegeben. Dieses Männchen ignorierte die Jungen völlig und zog mit dem Weibchen noch eine Brut erfolgreich groß. Meist werden 3 Jahresbruten durchgeführt. Nach dem Selbständig werden habe ich die Jungen meist beim Paar belassen da Folgebruten in der Regel nicht gestört wurden.
Literaturquelle:
www.wikipedia.de - AZ Lexikon - Classen / Massoth „Handbuch der Cardueliden“