Schwarzzeisig

Bilder von Karl Biedermann, Faulensee

 

Der Schwarzzeisig ( Spinus atratus )


von Karl Biedermann


Nachdem ich mich mit verschiedenen anderen Zeisigarten beschäftigt habe, war doch nun auch der Schwarzzeisig auf meiner Wunschliste. Mit zwei Züchtern bin ich dann nach Italien gefahren, in der Hoffnung Schwarzzeisige kaufen zu können. Bei den Händlern waren aber zur Zeit keine oder aber nur sehr schlechte Vögel im Sortiment. Was ich kaufen konnte, waren 1 Paar Mexiko ( psaltria Import ). Im übrigen waren sehr viele Kapuzenzeisigmutationen zu verkaufen, von denen ich aber nicht ein einziges Paar geschenkt genommen hätte.

Zurück in der Schweiz, wurde ich auf ein Inserat in einer deutschen Fachzeitschrift aufmerksam. Da wurden Schwarzzeisige angeboten bei einem Händler in Huchenfeld. Nach telefonischer Absprache mit diesem Mann, bin ich dann am folgenden Tag mit einem Kollegen nach Deutschland gefahren. Bei Ihm konnte ich von ca 20 Paaren, die alle seperat in Käfigen untergebracht waren, drei Paare aussuchen. Der Händler, der mir übrigens einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat, empfahl mir, mit den Schwarzzeisigen doch noch eine Kokzidienkur zu machen.

Kokzidienkur:


Zu hause habe ich dann folgende Kur gemacht. 5 Tage 3 Tropfen Baycox in 50 ml Wasser, dann 3 Tage Vitamin ADE. ( In diesen Tagen kein Vitamin B, da die Kokzidien sich mit Vit. B sehr schnell vermehren). Dann nochmals 3 Tage Baycox 2 Tropfen auf 50 ml Wasser und dann eine Woche ein Multivitamin. Dann alle 14 Tage einen Tag 2 Tropfen auf 50 ml Wasser und drei Monate lang. Nach jeder Kokzidiosegabe, dann 2 bis 3 Tage wieder ein Multivitamin.

Eingewöhnung:


Zur Eingewöhnung setzte ich die Vögel in einen Kistenkäfig ( paarweise) 100x80x50 cm. Der Käfig war in einem Grünton gestrichen und mit diversen Fichten und Obstzweigen ausgestattet. Nach der Quarantäne wurden die Vögel in eine Gartenvoliere mit Innenraum gesetzt. Innenraum 2x1,8x1 m und Außenvoliere 2x2x1 m. Alle Vögel sind gut durchgekommen und nach 6 Wochen waren von einem Paar 2 Jungvögel im Nest, die dann auch gut aufgezogen wurden. Seit 1994 hatte ich nun jedes Jahr Nach-zuchten, nicht sehr viele pro Jahr, aber immerhin zwischen 3 und 9 Jungvögel.

Fütterung:


Meine Vögel bekommen eine Zeisigmischung 1 von Blattner. Pro Vogel 2 Kaffeelöffel, dazu gibt es etwas Grünfutter, ( Löwenzahn, Vogelmiere und im Winter Chicoree).
Ein Klaus Taubenstein und geriebene Eischalen und Futterkalk vermischt dürfen nicht fehlen.
Natürlich den Jahreszeiten entsprechend verschiedene halbreife Sämereien wie. Nachtkerze, Beifuss, Knöterich, Wegwarte, Rainfarn und natürlich auch Löwenzahnköpfe und verschiedene Knospen. Im Sommer, wenn verschiedene halbreife Sämereien zur Verfügung stehen gebe ich keine zusätzlichen Vitamingaben. Im Winter 1 mal pro Woche ein Multivitamin ins Wasser.

Zur Aufzucht:

Ausser dem oben erwähnten Futter gebe ich Keimfutter ( Negersaat u. Salat ). Das Keimfutter von Blattner ist super, da keimen alle Samen. Wichtig ist, dass das Keimfutter auch sauber zubereitet wird, damit sich keine Pilze und Schimmel bilden, sonst ist es um die Jungvögel geschehen. Aufzuchtfutter Spinus ist ein spezielles Futter für Zeisige, es wird mit Karotten und gesottenem Hühnerei vermischt und so nur in kleinen Mengen mehrmals täglich gereicht. Vorsicht ist geboten, weil das angefeuchtete Futter leicht verdirbt. An dieses Aufzuchtfutter muss man die Vögel auch gewöhnen und es wird nicht von allen Paaren gefressen. Löwenzahnköpfe und andere halbreife Sämereien sind natürlich das beste Aufzuchtfutter.
Die Tiefkühltruhe ist ja eine gute Hilfe, um in jeder Jahreszeit solches Futter zur Verfügung zu halten. Ein Paar meiner Schwarzzeisige hat im letzten Jahr im Januar in der Außenvoliere díe erste Brut gemacht und auch zwei Junge aufgezogen. Die zweite Brut war dann im März in der Innenvoliere mit 4 Jungvögeln.
Beringt werden die Vögel mit 2,7 mm Ringen und erst, wenn sie  den Kot auf den Nestrand absetzen, so ca. 8 Tage alt. Es empfiehlt sich, am ersten Tag der Beringung die Vögel im Auge zu behalten, damit eventuell aus dem Nest geworfene Jungvögel wieder ins Nest gelegt werden können. Ein Zuchtpaar hat die Jungvögel am gleichen Tag drei mal aus dem Nest geworfen aber diese konnten wieder ins Nest gelegt werden und wurden dann problem weitergefüttert.

Nach drei Wochen verlassen die Jungvögel normalerweise das Nest und sind nach weiteren 3 Wochen dann selbständig und futterfest. Es sollte aber gut beobachtet werden , ob die Jungen dann auch sicher selber fressen, bevor sie dann in einen Übergangskäfig gesetzt werden. Beim Absetzen der Jungvögel geb ich noch ein wenig Keimfutter und ge-brochene Perilla. Dieses Futter wird dann langsam reduziert, wenn sie dann in eine andere Gemeinschaftsvoliere mit älteren Jungvögeln gesetzt werden. Bis dann die Jugendmauser überstanden ist, müssen die Jungen sehr abwechslungsreich gefüttert werden. Alle erdenklichen halbreifen Samen müssen nach Möglichkeit zur Verfügung stehen. Im Frühjahr sind Knospen jeglicher Art und Kiefernzweige eine gute Ergänzung, die Jungvögel sind dann mit knappern an den Zweigen beschäftigt und rupfen sich nicht gegenseitig die Federn aus.

Wenn dann die Jungvögel unter gleichen Bedingungen und unter gleichem Futter vermausert, sind die Geschlechter auch einigermaßen gut zu unter-scheiden. Die Hähne sind pechschwarz und haben meistens einen intensiven gelben und größeren Flügelspiegel, die Weibchen sind eher russ-schwarz( grauschwarz ). Die Beobachtung der Vögel hilft dann natürlich auch, die Hähne erkennt man am intensiven Gesang, wogegen die Weibchen nur leise etwas zwitschern. Da die Hähne dann beginnen sich untereinander zu verfolgen und die Weibchen zu jagen,empfiehlt es sich, diese zu trennen und möglichst paarweise unterzubringen. Die Schwarzzeisige, besonders die Hähne können untereinander sehr agressiv werden. Sieht man nicht zum rechten, jagen sie sich bis es mit unter auch Tote geben kann.

In der Schwarzzeisigzucht ist ein gute Beobachtung sehr wichtig. Sieht man, dass mit einem Vogel etwas nicht stimmt, ist sofort Handlungsbedarf angezeigt. Vor 3 Jahren verlor ich innerhalb einer Woche 6 Vögel, nur weil ich nicht sofort eine Kokzidienkur machte. Die Schwarzzeisige sind sehr anfällig auf nasskaltes Wetter. Da sich die Konzillen im Herbst, wenn es sehr viel regnet, zum Beispiel in einer Außenvoliere sehr schnell vermehren können, ist es sehr wichtig, dass die Außenvolieren abgedeckt sind.

Seit ich jeden Monat einmal einen Tag ein Kokzidienmittel im Wasser verabreiche, habe ich eigentlich auch keine Probleme mehr. Ich gebe einen Tag lang nur die halbe Dosis und wechsle ab mit Baycox und Esb3, damit die Kokzidien nicht gegen ein Mittel immun werden. Anschliessend gibt es drei Tage Vitamin ADE, ohne Vitamin B.

Der Schwarzzeisig ist ein wunderbarer Vogel und wenn er gut versorgt wird auch problemlos. Er setzt natürlich eine gewisse Erfahrung mit Zeisigen voraus, einem Anfänger sind diese Vögel aber nícht zu  empfehlen. Im übrigen sehe ich diese Vögel auch eher als Volierenvogel und nicht als Käfigvogel. Die Schwarzzeisige können problemlos draussen überwintert werden, ein Schutzhaus ist aber von Vorteil.

Ich hoffe, mit diesem Bericht auch andere " Zeisigmänner " zu animieren, diesen schönen Vögel zu halten und zu versuchen diese auch zu züchten.