Gelbbauchzeisig

Bilder von Roland Gasteiger, Schwabach

 

Der Gelbbauchzeisig ( Spinus xanthogaster )


von Karl Biedermann


Als angefressener Zeisigmann entschloss ich mich, auch Gelbbauchzeisige anzuschaffen. Im Frühjahr 1998 machte ich ein Inserat in einer Deutschen Fachzeitschrift und suchte Gelbbauchzeisige. Ich staunte nicht schlecht, als ich eines Tages einen Telefonanruf bekam von einem Züchter aus Dänemark, der mir Gelbbauchzeisige abgeben könnte .

Nun kam aber das Problem, wie kommen die Vögel von Dänemark in die Schweiz. Ich fragte den Züchter, ob er vielleicht beabsichtigte in unserer Nähe Ferien zu ver-bringen, und er sagte mir, dass sie eventuell nach Österreich fahren würden. Nach einigen Überlegungen habe ich mich dann entschlossen, von unserer schönen Gegend am Thunersee einige Prospekte zusammen-zutragen und diese dann nach Dänemark zu senden, mit der Einladung, Er und seine Frau könnten doch auch am schönen Thunersee ihre Ferien verbringen. Nach einem weiteren Telefongespräch mit ihm, wurde unsere Ferienwohnung auf Fordermann gebracht und wir erwarteten unsere Züchterfreunde für einen vierzehntätigen Ferienaufenthalt in Faulensee. Nach erledigen des Papierkrieges für die Einfuhr, erwarteten wir unsere Gäste aus Dänemark mit großer Spannung, da sie uns ja  nur durch unsere Telefongespräche bekannt waren. Doch Ende Juli lernten wir ein sehr "flottes" Ehepaar kennen und  seither verbindet uns eine sehr schöne Freundschaft mit Ihnen.

So bekam ich meine ersten 2 Paare Gelbbauchzeisige und ich war sehr glücklich. Leider ist mir nach 3 Monaten ein Weibchen eingegangen und zur Zucht ist es in diesem Jahr auch nicht gekommen.

Der Gelbbauchzeisig kommt vor in Mittelamerika, von Costa Rica bis ins nördliche Südamerika. Es gibt 2 Unterarten der Spinus xanthogaster und der spinus steinjegeri. Das Männchen ist abgesehen vom gelben Bauch glänzend schwarz mit gelben Flügelbinden. Die Weibchen sind den Magelanweibchen ähnlich. Je nach Unterart gelblich oder graugelb am bauch. Die Gelb-bauchweibchen sind mit ca. 10-11 cm deutlich kleiner als Magellan.

Und nun zur Haltung und Zucht dieses schönen Vogels. Nachdem ich wieder zu einem Weibchen gekommen bin, konnte ich nun im Frühjahr 1998 mit 2 Paaren einen Zuchtversuch starten. Die Vögel wurden Paarweise eingesetzt und zwar in einem Zuchtkäfig 120x40x40cm unterteilbar. Es hat sich herausgestellt, dass es sehr praktisch ist, wenn man die Vögel mit einem Gitter abtrennen kann. Die Hähne, wenn sie so richtig im Trieb sind, sind sie manchmal sehr agressiv auf die Weibchen und so ist die Abtrennung erforderlich. Ich habe die Hähne manchmal einen halben oder sogar ganzen Tag abgetrennt,jedoch nicht zu lange, sonst muss man unbefruchtete Eier in Kauf nehmen. Meistens ist nach einem halben Tag der  " Ehestreit" vorbei und die Vögel vertragen sich wieder gut. Es ist ratsam, die Vögel immer wieder zu beobachten und bei Streitigkeiten abzutrennen. Zu erwähnen ist,dass vor einer Kopulation immer eine Hetzjagt vorangeht, in diesem Falle ist aber der Hahn nicht wegzusperren.

Zur Brutvorbereitung fütterte ich jeden zweiten Tag ein wenig Keimfutter ( Negersaat/Salatsamen/Rübsen süss ) Diese Mischung ist von Blattner ( Keimfutter Zeisig spezial ). Sobald aber das erste Ei gelegt ist, wird das Keimfutter abgesetzt und erst wieder drei Tage vor der Schlupfzeit mit wenig Keim begonnen. Die Vögel liesen sich sehr viel Zeit, bis es dem einen Paar in den Sinn kam, doch endlich ein Nest zu bauen und zwar in ein  offenes Nestkörbchen. Die eingehängten Kaisernestchen wuden nicht beachtet. Vier Tage nach der Fertigstellung des Nestes war das erste Ei im Nest. Nach vier Tagen war das Gelege vollständig mit 4 Eier. Ab dem 2.Tag wurde gebrütet und nur vom Weibchen. Der Hahn fütterte das Weibchen  gelegentlich auf dem Nest und das Weibchen kam nur zur Kotentleerung vom Nest.

Nach 7 Tagen hatte ich die Gelegenheit, die Eier auf ihre Befruchtung zu überprüfen und siehe es waren 3 Eier befruchtet. Nach 13 Tagen beobachtete ich, wie das Weibchen sich im Nest ein wenig abhob und fütterte. Nach drei Tagen wagte ich eine Nestkontrolle und es waren tatsächlich alle drei geschlüpft. Die Jungvögel waren aber nur mäßig gefüttert und ich hatte bedenken, ob sie auf die Stange kommen. Doch nach einer weiteren Nestkontrolle am Abend sah es viel besser aus, die Jungen waren mit prall gefüllten Kropf im Nest. Ich beobachtete, wie sich auch der Hahn an der Fütterung beteiligte. Die kleinen wuchsen prächtig  und nach ca. 17 Tagen saßen die Jungvögel auf dem Nestrand und der Jungfernflug folgte sogleich. die Jungen wurden von beiden Eltern gefüttert und am 27. Tag waren die Jungvögel das erste mal mit den Eltern am Futternapf zu sehen und versuchten zaghaft Keimfutter aufzunehmen. Bei meinen Beobachtungen musste ich feststellen, dass das Weibchen den Jung-vögeln Federn auszupfte und damit versuchte in den Kieferzweigen ein Nest zu bauen. Nun wurde wieder Nistnaterial in den Käfig gegeben, aber das Weibchen wollte unbedingt in den Kieferzweigen sein nächstes Nest bauen. Nachdem ich dann noch etwas dichtere Zweige eingesteckt hatte, war das Nest in drei Tagen fertig. Die Eiablage folgte nach drei Tagen, das Weibchen bebrütete das Gelege und der Hahn fütterte die Jungvögel und das Weibchen auf dem Nest.

Nach einer Nestkontrolle konnte ich feststellen,dass von vier Eiern nur zwei befruchtet waren, die nach 13 Tagen aber beide schlüpften. Die ersten Jungvögel wurden mit dem Hahn durch ein Gitter abgetrennt und das Weibchen zog die 2. Brut selbständig auf.

Durch die Bettellaute der Jungvögel ist nun auch das zweite Zuchtpaar animiert worden ein Nest zu bauen und einen Brutversuch zu starten.. Leider war die erste Brut mit vier Eiern unbefruchtet. Ich ließ das Weibchen aber 15 Tage brüten, damit es nicht zu früh zur zweiten Eiablage kommt und somit einer Legenot vorgebeugt werden konnte.

Bei der zweiten Brut waren es wieder vier Eier, aber nur zwei befruchtet, die nach 13 Tagen schlüpften. Diese Jungvögel wurden von den Eltern gut aufgezogen nach dem Muster des ersten Paares. Ich war sehr stolz, 7 Jungvögel auf der Stange zu haben, leider ist ein Jungvogel beim Mausern eingegangen. Die Jungvögel beginnen mit ca. 3 Monaten mit der Jugendmauser.

Unterbringung:

Ích halte meine Vögel in der Ruhezeit in einer großen Innenvoliere 2x2x0,9m. Temperatur zwischen 15 und 18 Grad. Bei einer Tageslichtlänge von ca. 11 Stunden. Zur Zucht kommen die Zeisige Paarweise in Zuchtboxen 120x40x40cm.

Fütterung:

Gefüttert wird in dieser Zeit Zeisig1 A von Blattner. Pro Vogel ein gehäufter Kaffeelöffel. Die Samen müsen nach Möglichkeit alle aufgefressen werden, damit es keine einseitige Ernährung gibt. Gibt man den Vögeln zu viel Futter, wird nur das beste rausgepickt und das sind mehrheitlich ölhaltige Samen, was dann zu Fettleibigkeit und Leberschäden führt. Im weiteren bekommen die Vögel zweimal pro Woche wenig Chicoree. Täglich wird ein Stückchen rote Karotte angesteckt, damit die Vögel ihre Schnäbel abwetzen und durch den Verzehr von Karotten ihren Bedarf an Karotin und Vitaminen decken können. Gefrostete Nachtkerzen und getrockneten Reinfarn werden gelegentlich als Leckerbissen gereicht. Nach meinen Erfahrungen ist mit gefrosteter Kolbenhirse vorsicht geboten. Wenn Kolbenhirse, dann nur ausgereifte. Einmal pro Woche ein Multivitamin.

Vor Zuchtbeginn zusätzlich jeden zweiten Tag pro Paar einen halben Kaffeelöffel Keimfutter, wenig Grünfutter. Zwei mal pro Woche ein Multivitamin.

Keimfutterherstellung: ca. 6 Stunden  im Wasser, dann gut durchspülen und in einen glasierten Blumenteller geben.Das Futter sollte nicht zu dicht aufeinander liegen. Nach ca 12 Stunden das Futter wieder durchspülen und auf ein Haushaltspapier legen, dieses zusammenfalten und zwischen eine Zeítung legen. Am nächsten Tag kann das Keimfutter verfüttert werden. Voraussetzung ist, dass das Keimfutter an einen genügend warmen Ort aufbewahrt wird. Durch das aufsaugen der Feuchtigkeit durch das Haushaltspapier, kann das Keimfutter trocken verfüttert werden.

Aufzucht:

Keimfutter wie oben beschrieben. Aufzuchtfutter Spinus  ( Extra für Zeisige, bei Blattner erhältlich ). Wenig gekochtes Hühnerei. In den ersten 10 Tagen kein Grünfutter. Wenn vorhanden , Löwenzahnköpfe und andere halbreife Sämerein. Keine halbreife Kolbenhirse. Mineralstein, Klaus Taubenstein, abgebrühte Hühnereischalen, Vitakalk, getrockneter Löwen-zahn. Beinwell- und Brennesselblätter sowie gelegentlich wenig Trauben-zucker stehen meinen Vögeln zur Verfügung. Frisches Badewasser ist ja wohl selbstverständlich.

Schlusswort:

Ich hoffe mit meinem Bericht anderen Züchtern einen guten Tipp geben zu können, um diesen schönen Vogel auch zu züchten. Der Gelbbauchzeisig ist ein guter Sänger und erfreut den Züchter mit seinem schönen Gesang, ausser der Mauser, das ganze Jahr.

Obschon der Gelbbauchzeisig nicht für den Anfänger zu empfehlen ist, wünsche ich doch, dass in der Schweiz die schönen Zeisige auch mehr gezüchtet werden, damit ein guter Schweizerischer Zuchtstamm aufgebaut werden könnte.

Nebst Gelbbauchzeisigen züchte ich auch Kapuzen-, Magellan-, Mexico-, Schwarz-,  und Trauerzeisige sowie Alariogirlitze, Papstfinken und Graupapageien.