Schwarzkopfgrünfink

Der Schwarzkopfgrünling

Chloris ambigua (Oustalet, 1896)

 

© T. Ratjen

 

Englisch: Black headed Greenfinch, Oustalet`s black headed Greenfinch

Französisch: Verdier à tête noire, Verdier d'Oustalet, Verdier du Yunnan

Holländisch: Zwartkop Groenling, Yunnangroenling

Italienisch: Verdone della testa nera

Systematik nach Wolters:

Ordnung: Passeriformes – Sperlingsvögel

Unterordnung: Passeres - Singvögel

Familie: Carduelidae – Gimpel (Hänflinge)

Gattung: Chloris - Grünlinge

Art: Chloris ambigua

Unterarten: C.a.ambigua, C.a.taylori, C.a.monguilloti

Die Art wird von anderen Systematikern auch als Carduelis ambigua gelistet. Die Unterart monguilloti wird teilweise als eigene Art Carduelis monguilloti (Vietnamesischer Grünling) geführt.

 

Verbreitung:

C. a. ambigua: Südliches Central – China, Südost Szechwan bis Nord Yünnan, südlich nach Kunming, zur Tengchung Region und Nord Burma. Weiterhin in Nord – Laos bis Nordwest Tonkin, Nord Vietnam.

C.a.taylori: Südost Tibet

C.a.monguilloti: Da Lat Plateau in Süd Annam, Central Vietnam.

Die Art bewohnt lichte Koniferen- und Mischwälder mit Unterwuchs, Waldränder und

Buschgruppen, offene Hänge zwischen 1200 und 3100m, ist aber auch auf Kulturland und in Gärten zu finden. Meistens in Paaren oder Familienverbänden anzutreffen. Im Winter, der in tieferen Lagen verbracht wird, auch in Gruppen mit über 100 Individuen.

 

Beschreibung:

Mit 13 bis 14cm ist der Schwarzkopfgrünling etwas kleiner als sein einheimischer Vertreter und auch schlanker.

C.a.ambigua: Beim Männchen ist der Kopf bis auf die grüngelbe Kehle schwarz. Ober- und Unterseite sind olivgrün, die Unterseite wirkt gefleckt. Der Bauch ist gelbweiß. Schwingen und Schwanz sind schwarz, auf dem Flügel ein gelber Spiegel, die Schwingen und Schwanzfedern mit grauen Säumen. Das Weibchen ist deutlich blasser gefärbt. In den ersten Jahren, nach jeder Mauser, werden die Gefiederfarben intensiver. Jungvögel sind heller, gelblicher gefärbt, ohne den schwarzen Kopf und an Ober- und Unterseite dunkel gestrichelt.

C.a.taylori: Die Färbung erscheint deutlich blasser und verwaschener als bei der

Nominatform.

C.a.monguilloti: Die farbenprächtigste Unterart. Die Oberseite ist deutlich dunkler,

schwärzlicher, die Unterseite intensiver gelb.

 

Der Gesang des Schwarzkopfgrünlings ähnelt dem unseres einheimischen Grünlings, wird aber relativ leise vorgetragen.

Leider sieht man in letzter Zeit immer mehr Mischlinge, überwiegend mit dem Chinagrünling (Chloris sinica) aber auch mit dem europäischen Grünling (Chloris chloris). Diese Vögel sollten unbedingt von der Weiterzucht ausgeschlossen werden.

 

Ernährung:

Ganzjährig bekommen die Schwarzkopfgrünlinge ein gutes Waldvogelfutter der Fa. Blattner welches im Frühjahr mit dem Gimpel I ergänzt wird. Da meine Grünlinge meist mit Zeisigen vergesellschaftet sind steht ihnen auch ein Zeisigfutter zur Verfügung. Ab April reiche ich Keimfutter welches aus einem für Kanarien und Zeisige gemischt wird. Da ich hiervon nur relativ wenig benötige stelle ich dieses in einem Keimsilo her. Um das Keimfutter lange frisch zu halten wird es vor dem Verfüttern mit wenig Oliven- oder Keimöl angefeuchtet.

Weiterhin bekommen die Grünlinge nun alle halbreifen Sämereien die zur Verfügung stehen. In der Regel sind dies. Huflattich, Löwenzahnköpfe, Vogelmiere, Ampfer, Stachellattich, Raps, Knöterich, Hirtentäschelkraut, Beifuss, Wegwarte, Nachtkerze usw..

Da sich meist auch Insektenfresser mit in der Voliere befinden können die Grünlinge auch Lebendfutter (Mehlkäferlarven und Pinkies) aufnehmen. Zur Aufzucht der Jungen wird dies gern verfüttert.

Andere Züchter reichen kein Lebendfutter, Unterschiede in der Entwicklung der Jungvögel scheint es hier nicht zu geben daher scheint Lebendfutter nicht zwingend notwendig zu sein, evtl. ist aber auch das an den eingebrachten Wildsämereien befindliche schon ausreichend.

Ein Aufzuchtfutter wird von meinen Schwarzkopfgrünlingen nicht aufgenommen.

Selbstverständlich steht den Vögeln ganzjährig eine Grit- Mineralienmischung zur

Verfügung. Um eine Legenot zu vermeiden streue ich in der Brutzeit zusätzlich dreimal

wöchentlich wenig Korvimin, erhältlich beim Tierarzt, über das Körner- und Keimfutter.

 

Unterbringung:

Da die Grünlinge absolut winterhart sind bringe ich sie ganzjährig in Aussenvolieren unter. Diese verfügen über keinen Schutzraum, sind aber mit lichtdurchlässigen Kunststoffplatten überdacht und dreiseitig geschlossen. Bepflanzt sind die Volieren mit verschiedenen Koniferen (Fichte, Kiefer, Thuja und Eibe, die für die Vögel nicht giftig ist), Holunder, Weide, Buschrose, Efeu und verschiedenen Stauden. Im Frühjahr, wenn die ersten Knospen sprießen, werden die Pflanzen zwar von den Grünlingen benagt, der angerichtete Schaden ist jedoch unerheblich. An die geschlossenen Wände der Volieren werden noch Kieferzweige gehängt zwischen denen die Nisthilfen (verkleidete Kaisernester und verschiedene Körbchen) angebracht werden.

 

Vergesellschaftet sind die Schwarzkopfgrünlinge mit den unterschiedlichsten Weichfressern und Cardueliden, lediglich mit Bart- und Magellanzeisig gab es meist harmlose Streitereien. Auf eine Vergesellschaftung mit anderen Grünlingsarten

sollte man aber unbedingt verzichten da es hier doch zu ernsthaften Auseinandersetzungen kommen kann.

 

In größeren Volieren ist die Haltung von mehreren Paaren durchaus möglich, bei meinem Freund W. Jäckel führte die Haltung von drei Paaren in einer großen Voliere zu besseren Zuchtergebnissen als die Einzelhaltung. Selbstverständlich sollte man dann darauf achten blutsfremde Paare zu vergesellschaften da eine kontrollierte Zucht nicht möglich ist. Die Zucht in größeren Boxen (ab ca. 1m) erscheint auch möglich, doch halte ich die

Unterbringung in natürlich eingerichteten Aussenvolieren für artgemäßer.

 

Fortpflanzung:

Bereits vor einigen Jahren habe ich diese Art gehalten und gezüchtet, doch war dies wenig reizvoll, da man diesen Grünling für einige Euro auf jeder Vogelbörse erstehen konnte und die Nachfrage dementsprechend gering war.

Im vorletzten Herbst konnte ich wieder zwei Paare auf der Schau des ICC erwerben. Diese wurden in den beschriebenen Volieren untergebracht und überwintert. Erst im Mai konnte ich die Weibchen erstmals dabei beobachten, wie ein Nistplatz gesucht wurde. Während das eine Paar bei allen drei Bruten frei stehende Nester in den Kieferzweigen und in den Thujas errichtete, wurden vom zweiten Paar die Nester ausschließlich in verkleideten Kaisernestern errichtet.

Obwohl die frei stehenden Nester einen recht stabilen Eindruck machten, ging ich auf Nummer sicher und befestigte darunter immer ein Körbchen. Dies wurde von den Vögeln auch niemals übel genommen. Als Nistmaterial wurde von den Grünlingen Kokosfasern, Moos und eine Mischung aus verschiedenen Materialien (Sisal Fibre) verwendet. Im Abstand von 24 h wurden die 4 Eier gelegt, die ab dem 3. Ei ausschließlich vom Weibchen bebrütet werden.

Nach 13 bis 14 Tagen schlüpfen die Jungen, welche am 5. bis 6. Tag mit AZ-Ringen

gekennzeichnet werden. Mit einem Alter von ca. 17 Tagen verlassen die Jungvögel das Nest.

Aus allen 4er Gelegen schlüpften immer nur zwei Jungvögel, die aber immer zum Ausfliegen kamen. Die Jungen klettern in den ersten Tagen noch relativ unbeholfen in den Fichten und anderen Koniferen herum. Sie werden jetzt überwiegend vom Männchen gefüttert, da das Weibchen meist sehr schnell, beginnt ein neues Nest für die Folgebrut zu errichten. Das alte Nest wurde bei mir von keinem Paar wieder benutzt. Während das eine Paar auf diese Weise 3 Bruten erfolgreich durchführte, zog das andere Paar nur in der ersten Brut einen Jungvogel auf, bei den weiteren beiden Bruten ist kein Jungvogel mehr groß geworden. Hier werde ich im nächsten Jahr eine Umverpaarung vornehmen. Mit ca. 32 Tagen sind die Jungen selbstständig und können abgesetzt werden. Ich habe sie bei den Altvögeln belassen und sie

störten die Folgebruten nicht, wurden vom Zuchtpaar auch nicht gejagt.

 

Um Verlusten in der Jugendmauser durch Coccidienbefall vorzubeugen, sollte man in regelmäßigen Abständen Kotproben untersuchen lassen und ggf. eine Behandlung vornehmen. Die Schwarzkopfgrünlinge sind nach meiner Erfahrung aber bei Weitem nicht so anfällig hierfür wie unser einheimischer Grünling.

 

Fazit:

Der Schwarzkopfgrünling gehört aufgrund seiner relativ leichten Züchtbarkeit sicherlich zu den Arten, welche man Einsteigern in die Carduelidenhaltung uneingeschränkt empfehlen kann. Durch seine in Volieren recht ruhige und verträgliche Art und seine ansprechende Färbung ist er aber auch eine Bereicherung für jede Gemeinschaftsvoliere.

 

Literatur:

Clement, Harris, Davis „Finches & Sparrows“

AZ - Lexikon